Wirtschaft auf Kurs, aber Skepsis bei EU-Rettungsschirm

KSV1870 Umfrage: Bonität von Unternehmen meist nur bei Geschäftsbeginn interessant

78 Prozent der Befragten meinen, dass sich sowohl die Auftragssituation im eigenen Unternehmen als auch die Lage der österreichischen Gesamtwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat oder zumindest gleich geblieben ist. Der feine Unterschied: Die eigene Entwicklung ist mit 29 Prozent Verbesserung etwas positiver bewertet, als Österreichs Wirtschaft gesamt mit 11 Prozent Verbesserung im Vergleich zu 2011. Skepsis zeigen die Befragten hinsichtlich aktueller EU-Entwicklungen: 67 Prozent meinen, dass der EU-Rettungsschirm negative Auswirkungen auf die österreichische Realwirtschaft haben wird, nur 11 Prozent rechnen mit positiven Impulsen. 22 Prozent erwarten gar keine Auswirkungen. Die Flucht zurück in den Schilling scheint keine Option: 74 Prozent glauben, dass der Euro eine Zukunft hat.

„Die Auftragslage der heimischen Unternehmen ist solide, ebenso wie die Entwicklung der Gesamtwirtschaft unter den aktuellen Rahmenbedingungen. Die Zustimmung zum Euro könnte jedoch stärker sein, denn die Rückkehr zum Schilling ist kein gangbarer Weg. Die Wechselkursschwankungen wären enorm, viele Länder könnten sich Importe nicht mehr leisten und das wäre ein enormer Schaden für Österreich. Die Wirtschaftsleistung, nicht nur hierzulande, würde einbrechen und mit einem empfindlichen Insolvenzanstieg wäre zu rechnen", analysiert Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870 Holding AG, und meint weiter: „In der Folge würde der Steuertopf leck schlagen und der Staat wäre gezwungen, Kürzungen - vermutlich drastischer Art - vorzunehmen. Es handelt sich also um einen Teufelskreis, den sich keiner wünschen kann."

Beständigkeit für viele Jahre?

49 Prozent der Unternehmen geben an, dass die Auftragslage so wie im Vorjahr ist. Fast ein Drittel (29 %) spricht von einer Verbesserung. 22 Prozent stellen eine Verschlechterung fest. Während sich für die großen Player mehrheitlich nicht viel verändert hat, spüren die kleinen Unternehmen Verbesserungen am stärksten. Die Entwicklung des Exportes verhält sich ähnlich. 84 Prozent haben zudem gleich viele oder mehr Mitarbeiter als im Vorjahr, wobei primär in der Produktion und im Vertrieb aufgestockt wurde. Vorsichtig schätzen die Befragten die Wirtschaftsentwicklung in Österreich im Vergleich zum Vorjahr ein: 67 Prozent meinen, dass sich nichts verändert habe, nur 11 Prozent sprechen von einer besseren Lage für die heimischen Unternehmen, 22 Prozent aber von einer Verschlechterung.

Bonitätsprüfung hat kurzen Atem

Ob nun die Wirtschaftslage gut oder schlecht ist, der Umsatz hängt nicht nur vom Auftragsvolumen ab, sondern auch von der Zahlungsmoral der Kunden. 65 Prozent der Befragten prüfen daher noch vor Geschäftsabschluss die Bonität ihrer potenziellen Geschäftspartner durch Wirtschaftsauskünfte. Einziger Wermutstropfen: Nur mehr 23 Prozent behalten die weitere Entwicklung langfristig durch ein Monitoring im Auge. „Zu Beginn scheint Vorsicht zu herrschen, kaum ist aber die Tinte auf den Verträgen trocken, interessieren sich nur mehr wenige für die Finanzen des Gegenübers. Dies ist bedenklich, da 80 Prozent der Zahlungsausfälle im Bestandskundengeschäft vorkommen", so Roland Führer, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. 41 Prozent informieren sich zudem durch Geschäftsfreunde oder den Außendienst über ihre Kunden und Lieferanten, für 35 Prozent ist das Internet eine wichtige Quelle und 22 Prozent vertrauen auf die Angaben des Geschäftspartners selbst. Jeder Zehnte informiert sich gar nicht und springt ins kalte Wasser - der Süden (Kärnten und die Steiermark) wie auch das Burgenland sind in diesem Punkt etwas fahrlässiger als Restösterreich.

Stiefkind soziale Netzwerke

Doch wie steht es um die sozialen Netzwerke als zusätzlichen Informationskanal für und über Unternehmen? Nur 32 Prozent der Befragten geben an, dass in ihrem Unternehmen solche Tools überhaupt genutzt werden. Ist das der Fall, dann setzen überdurchschnittlich häufig große Unternehmen und die Dienstleistungsbranche darauf. 73 Prozent nutzen soziale Netzwerke primär für Imagezwecke (Werbung/PR) und 60 Prozent wollen Informationen austauschen bzw. Kontakte aufbauen. Weniger Anwendung finden sie als Vertriebsinstrument (35 %), als Informationsquelle über andere Unternehmen (37 %) und für die Personalsuche (25 %). Im Ranking der beliebtesten Plattformen hat eindeutig der Börseneuling Facebook (77 %) die Nase vorne, gefolgt von Xing (55 %). Weit abgeschlagen ist Twitter mit 18 Prozent, wobei besonders große Unternehmen diesen Dienst für sich entdeckt haben. Facebook punktet besonders im Handel und bei mittelgroßen bzw. großen Unternehmen. Kleinstunternehmen und Dienstleister nutzen Xing überdurchschnittlich häufig. LinkedIn und Bewertungsplattformen werden von jeweils 16 Prozent genutzt.

An der Umfrage „Wirtschaftsentwicklung und Kreditvergabe " haben im Juli/August rund 1.500 Unternehmen in Österreich teilgenommen.