Insolvenzstatistik 2022 final

Unternehmensinsolvenzen um fast 60 Prozent gestiegen 

Erstmals seit Beginn der Corona-Krise ist die Zahl der Firmenpleiten nahe an das Vorkrisenniveau herangekommen. Pro Tag gab es im Vorjahr durchschnittlich 13 Pleiten. 


Wien, 13.01.2023 – Laut aktueller KSV1870 Analyse sind im Jahr 2022 in Österreich 4.775 Unternehmen (+ 57,4 % gegenüber 2021) von einer Insolvenz betroffen. Damit wurde erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 mit rund 5.000 Fällen nahezu erreicht. Alle neun Bundesländer verzeichnen Zuwächse – am deutlichsten fällt dieses in Vorarlberg und Oberösterreich aus. Die meisten Insolvenzen verzeichnen der Handel, die Bauwirtschaft sowie die Gastronomie. Die größte Firmenpleite des Jahres betrifft jene der CPI Gruppe aus Wien mit geschätzten Passiva* von rund 220 Mio. Euro. Insgesamt haben sich die Verbindlichkeiten* gegenüber dem Jahr 2021 um rund 25 Prozent auf 2,21 Mrd. Euro erhöht. Weiters ist die Zahl der betroffenen Mitarbeiter auf 15.500 Personen und jene der betroffenen Gläubiger auf 31.300 Geschädigte angewachsen. 

Die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe aktuell beschäftigen müssen, ist im Jahresverlauf nicht kleiner geworden. Explodierende Kosten, steigende Energie- und Rohstoffpreise, die hohe Inflation, erhöhte Zinsbelastungen und der akute Personalmangel belasten die Budgets der Unternehmen weiterhin massiv. „Angesichts der Vielzahl an Baustellen, mit denen sich die heimische Wirtschaft herumschlagen muss, ist es keine Überraschung, dass die Zahl der Firmenpleiten gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte gestiegen ist“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Demnach wurden in Österreich seit Jahresbeginn 4.775 Unternehmensinsolvenzen gezählt – ein Plus von 57,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei fällt auf, dass insbesondere die Zahl der mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle massiv gestiegen ist und auch hier wieder Sphären des Vorkrisenniveaus erreicht werden: Mussten im Vorjahr 974 Fälle abgewiesen werden, waren es heuer mit 1.871 Fälle beinahe doppelt so viele. „Wird eine Pleite mangels Kostendeckung nicht eröffnet, sind in dem insolventen Unternehmen nicht einmal mehr 4.000 Euro verfügbar, um Gerichtskosten zu finanzieren“, so Götze und ergänzt: „Das ist sehr häufig ein Zeichen dafür, dass mit dem Insolvenzantrag solange zugewartet wurde, bis gar nichts mehr geht. In so einem Fall verliert das Unternehmen die Gewerbeberechtigung und müsste liquidiert werden. Der ‚worst case‘ für alle. Denn sämtliche Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und die Gläubiger sehen keinen Cent.“ 

Abseits der Insolvenzen gab es in Österreich im Jahresverlauf fast 50.000 zusätzliche Geschäftsschließungen, wo sich die Eigentümer entschlossen haben, den Betrieb mehr oder weniger freiwillig einzustellen. Die Gründe dafür sind vielfältig. So ist es zum Beispiel nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden oder eine Fortführung erschien aus wirtschaftlichen Blickwinkeln wenig sinnvoll. Dabei kommt es nicht von ungefähr, dass es ausgerechnet heuer eine derart hohe Zahl an Schließungen gab: „Häufig lief das Geschäft schon vor der Corona-Krise wenig erfolgreich. Während der Pandemie wurde dann versucht, sich mit finanzieller Unterstützung über Wasser zu halten. Und jetzt, wo die staatlichen Hilfsgelder ausbleiben, geht es sich für viele Betriebe einfach nicht mehr aus“, erklärt Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO der KSV1870 Holding AG.  

Link zur vollständigen Insolvenzstatistik zu Unternehmen 2022.


 

Privatkonkurse um 13 Prozent gestiegen

Zuwächse in fast allen Bundesländern belegen die enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, die Österreichs Bevölkerung aktuell zu stemmen hat.  


Wien, 13.01.2023 – Laut aktueller KSV1870 Analyse wurden im Jahr 2022 in Österreich 8.176 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das entspricht einem Zuwachs von 13,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit werden im Schnitt 22 Fälle pro Tag an den heimischen Gerichten eröffnet. Während in Niederösterreich das Plus mit 27,7 Prozent am deutlichsten ausfällt, bleibt Wien mit -0,4 Prozent im Rahmen. Parallel dazu haben sich auch die vorläufigen Passiva* leicht erhöht – und zwar um 3 Prozent auf 904 Mio. Euro. Das bedeutet, dass Privatpersonen im Jahr 2022 mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von rund 111.000 Euro Konkurs angemeldet haben.

Ähnlich wie bei den Unternehmensinsolvenzen verhält es sich auch bei den Privatkonkursen. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise zeigen die Zahlen im Jahresverlauf deutlich nach oben. Mit insgesamt 8.176 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren zählt der KSV1870 im Jahr 2022 um 13,1 Prozent mehr private Pleiten als im vergangenen Jahr. „Ein Privatkonkurs entwickelt sich zwar im Regelfall über einen längeren Zeitraum, doch die massiven Preissteigerungen und die anhaltend hohe Inflation bringen das Fass häufig zum Überlaufen. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns seit mittlerweile fast drei Jahren in einem wirtschaftlichen Ausnahmezustand bewegen und sich die finanzielle Anspannung zuletzt noch weiter verschärft hat“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Auf das Jahr 2019, dem letzten „Normaljahr“ vor der Pandemie, fehlen aktuell rund 1.000 Fälle. Gleichzeitig bestätigt sich die KSV1870 Prognose aus dem Vorjahr, dass die Zahl der Privatkonkurse mit Inkrafttreten der Insolvenznovelle im Juli 2021 kontinuierlich steigen wird. „Mit Blick auf die vier Quartale 2022 zeigen sich ausgeglichene Fallzahlen, die im vierten Quartal des Vorjahres ihren Ursprung genommen haben“, so Götze. Demnach wurden heuer in jedem Quartal zwischen 2.000 und 2.200 private Pleiten gemeldet, einzig im dritten Quartal (1.890) ist die Zahl etwas niedriger – auch aufgrund der Sommermonate. 

„Roter Faden“ durch ganz Österreich – überall mehr Pleiten
Egal ob im Norden, Osten, Süden oder Westen Österreichs, die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist fast überall gestiegen – einzig in der jeweiligen Dimension gibt es regionale Unterschiede. Während der Zuwachs in Niederösterreich mit 28 Prozent am deutlichsten ausfällt, verzeichnet Wien ein fast gleichbleibendes Ergebnis (-0,4 %). Wenngleich die Bundeshauptstadt mit insgesamt 2.624 Privatkonkursen die meisten Fälle nach absoluten Zahlen zu Buche stehen hat. Weiters sind die privaten Pleiten in 
Tirol (25,1 %) und Salzburg (23,8 %) sowie Oberösterreich (23,8 %) um jeweils rund ein Viertel gestiegen. 

Link zur vollständigen Insolvenzstatistik zu Privatkonkursen 2022.