Insolvenzstatistik Private I.-III. Quartal 2009

Wien, 06.10.2009
Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um etwas über 7% gestiegen. Dieses Wachstum fällt damit etwas geringer aus als erwartet und definitiv geringer /als in den vergangenen Jahren. Die Verbindlichkeiten haben sich entsprechend im gleichen Umfang erhöht, sodass die durchschnittliche Verschuldung pro Verfahren mit ca. EUR 126.000 nahezu unverändert geblieben ist.

Diese Schulden resultieren bei ca. einem Drittel der Personen aus ehemaliger selbständiger Tätigkeit, während zwei Drittel sogenannte „echte Private" - also Verbraucher im Rechtssinne - waren, als sie diese Schulden anhäuften. Verbraucher im Konkurs haben Schulden im Umfang von durchschnittlich EUR 50.000, wogegen die ehemaligen Unternehmer Schulden von durchschnittlich EUR 260.000 angehäuft haben.

Die Insolvenzursachen der Privaten sind nach wie vor Jobverlust, Krankheit und Scheidung, gefolgt von schlechtem Umgang mit Geld.

Aussicht auf Erfolg im Verfahren
Tatsächlich sind aber die Chancen, sich in Österreich über ein Konkursverfahren zu entschulden ausgesprochen gut. Ca. 80% aller Schuldner erlangen mit Hilfe eines erfüllten Zahlungsplanes oder der erteilten Restschuldbefreiung eine vollständige Tilgung ihrer Schulden. In diesen Verfahren erhalten die Gläubiger durchschnittliche Quoten von 12-14%. Daher ist das Insolvenzverfahren in der gegenwärtigen Form für die Schuldner ein zwar harter aber letztlich doch erfolgversprechender Weg in die finanzielle Freiheit und für die Gläubiger ein Verfahren, in dem sie ein hohes Maß an Autonomie in Bezug auf die Art und Höhe der Entschuldungsquote haben. Sie erhalten zwar nur einen Prozentsatz ihrer Forderung abgedeckt, haben aber dafür die Gewissheit, dass kein anderer Gläubiger mehr erhält als sie selbst (Gleichbehandlung aller Gläubiger). Dieser moralische Wert der Gleichbehandlung ist gewissermaßen der „juristische Trost", den das Insolvenzrecht den Gläubigern dafür zu geben im Stande ist, dass sie einen erheblichen Forderungsverlust hinnehmen müssen. Der Verlust ist letztlich für alle gleich.

Ausblick auf 2009
Die Prognose von insgesamt 10% mehr Verfahren wird voraussichtlich knapp eintreten. Der Zuwachs gegenüber 2008 ist von 5% im Halbjahr auf etwas über 7% im dritten Quartal angestiegen, sodass ein weiterer Zuwachs auch im vierten Quartal zu erwarten ist.

Privatkonkurse I.-III. Quartal 2009

2009 2008 Veränderung
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren 6.843 6.379 + 7,3 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten 863 Mio. 773 Mio. + 11,6 %


Den vollständigen Insolvenzkommentar sowie die Detailzahlen finden Sie hier im Download bereitgestellt.

Für den Inhalt verantwortlich:
Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV Insolvenz

Insolvenzstatistik Private Erstes - Drittes Quartal 2009