Insolvenzstatistik Unternehmen 2008

Insgesamt wurden im Jahr 2008 6.315 Unternehmen insolvent, was etwa dem Vorjahresniveau entspricht. Das Rumoren zeigt sich allerdings in den volkswirtschaftlich bedeutenden Kennzahlen der 21.200 betroffenen Arbeitsplätze, also um über 16 % mehr, und bei den Schulden der insolventen Unternehmen: Mit EUR 3,0 Mrd. war das ein Berg, der um 25 % über dem Vorjahr lag. Die Trendwende fand im zweiten Quartal 2008 statt und lässt sich an diesen beiden Kennzahlen sehr gut messen.

Nur ein eröffnetes Insolvenzverfahren ist eine gute Pleite:
Dass sich die Gesamtinsolvenzen auf dem Vorjahresniveau befinden obgleich die Zahl der eröffneten Verfahren um etwas über 8 % zugenommen hat, liegt am gleichzeitigen Rückgang der mangels Masse abgewiesenen Konkursanträge. Nun sind eröffnete Insolvenzverfahren und Abweisungen mangels Masse nicht Äpfel und Birnen, sondern nur verschiedene Arten, wie das Konkursgericht auf eine eingetretene Unternehmensinsolvenz reagiert. In beiden Fällen ist ein Unternehmen insolvent - in beiden Fällen verzeichnen die Gläubiger Verluste, wobei typischerweise in abgewiesenen Konkursfällen die Öffentliche Hand mehr zur Kasse gebeten wird, als bei eröffneten Verfahren: Die privaten Gläubiger haben ja zumeist Sicherheiten, was weder für Finanzamt noch Gebietskrankenkasse möglich ist. In deutschen Landen kursiert der Spruch: Der Nichtskönner macht Konkurs - der Könner dagegen macht abgewiesenen Konkurs. Dies streicht pointiert die Tatsache heraus, dass bei abgewiesenen Konkursanträgen keinerlei Aufarbeitung der Vorgeschichte stattfindet - oft sind nicht einmal die Mindestkapitalbeträge einbezahlt, vielfach kam es zu Gläubigerbegünstigungen oder ärger noch, zu Kridadelikten im Vorfeld eines solchen Beschlusses. Von einer fairen Befriedigung der Gläubiger gar nicht zu sprechen.

Ursache und Wirkung in einem Absatz:
Insolvenzen laufen der allgemeinen Wirtschaftlage um 6-12 Monate hinterher. Die Trendwende aus dem zweiten Quartal 2008 zeigt diesen Abstand - denn ab Mitte 2007 war eine Abschwächung der Konjunktur bereits spürbar. Die sog. Subprimekrise aus dem vierten Quartal 2007 konnte dann schon als deutliche Vorbotin einer rückläufigen Nachfrage in den primär betroffenen Vereinigten Staaten gedeutet werden. Und dass die USA die Konjunkturlokomotive der Welt sind, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Daher wird es jetzt in hohem Maße davon abhängen, wie rasch diese Lokomotive wieder in die Geleise gehoben werden kann. Die eben erfolgte Zinssenkung auf Null Prozent wird dabei gleichermaßen die Investitionen ankurbeln wie den Dollar schwächen und damit die Importe verteuern. Kathedralen bestaunende Reisegruppen aus den USA werden wir nun eine Zeitlang entbehren müssen. Eine Prognose darüber, wie schnell und wie nachhaltig diese Erholung der Volkswirtschaft der USA stattfinden kann, wäre jetzt verfrüht - aber die größte und zugleich freieste Volkswirtschaft der Welt hat nicht erst einmal in der Vergangenheit bewiesen, wie schnell sie als Phönix aus der Asche steigen kann. Die Persönlichkeit des neugewählten Präsidenten alleine wird es sicher nicht ausmachen. Aber Wirtschaft ist mehr von Psychologie bestimmt, als man glauben möchte und wahrscheinlich mehr als ihr gut tut. Das spüren wir in der (hysterischen) Hausse wie in der (hysterischen) Baisse.

Unternehmensinsolvenzen 2008 2008 2007 Veränderung
Eröffnete Insolvenzen 3.270 3.023 + 8,2 %
Mangels Masse abgewiesene Konkursanträge 3.045 3.272 - 6,9 %
Gesamtinsolvenzen 6.315 6.295 + 0,3 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR 3,0 Mrd. 2,4 Mrd. + 25,0 %


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Für den Inhalt verantwortlich:
Dr. Hans-Georg Kantner, KSV1870 Leiter Insolvenz

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