Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH - Sanierungsplan

Gläubiger geben grünes Licht für Sanierung im größten Insolvenzverfahren des Jahres

KSV1870: Musterbeispiel für das Funktionieren des Insolvenzrechts


Die Gläubiger haben im Insolvenzfall Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH, 
2564 Weißenbach
in der am 26.04.2022 beim Landesgericht Wiener Neustadt abgehaltenen Sanierungsplantagsatzung dem Sanierungsplan mit überwältigender Mehrheit zugestimmt.

Vereinbart wurde die Bezahlung einer Quote von 20 %,

  • wobei eine Teilquote von 2,5 % bis 27.05.2022 bei der Masseverwalterin zu erlegen ist.
  • Weitere 2,5 % sind binnen 6 Monaten, 7,5% nach 16 Monaten und 7,5 % nach 24 Monaten jeweils gerechnet ab Annahme des Sanierungsplans fällig.
  • Bei vollständiger Erfüllung des Sanierungsplans wären die Altschulden demnach Ende April 2024 getilgt.

Mit Passiva von EUR 77 Mio. handelt es sich um das bislang größte österreichische Insolvenzverfahren des heurigen Jahres.

Rund 370 Gläubiger und 108 Dienstnehmer haben ihre Forderungen zu diesem Verfahren angemeldet.

Am 31.01.2022 wurde über das Unternehmen ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Ohne Liquiditätszufuhr durch einen Investor wäre der Fortbetrieb nicht finanzierbar gewesen. Die erste Teilquote des Sanierungsplans wird auch nur mit Hilfe des Investors zu finanzieren sein. Die langfristige Planung sieht ein positives operatives Ergebnis bereits für 2023 vor, doch ist damit zu rechnen, dass für die Erfüllung des Sanierungsplans weitere Zuschüsse des Investors erforderlich sein werden.

Insolvenzexperte Alexander Klikovits vom KSV1870 sieht in diesem Verfahren ein Musterbeispiel für die Leistungsfähigkeit des österreichischen Insolvenzrechts. „Innerhalb von knapp drei Monaten konnten durch intensive Zusammenarbeit zwischen Gericht, Masseverwalterin, dem professionell vertretenen Schuldnerunternehmen, der Interessensvertretung der Dienstnehmer, dem Insolvenz-Entgelt-Fonds und den Gläubigerschutzverbänden die Grundlagen für eine Sanierung des Unternehmens geschaffen werden. Dadurch war es möglich, den Totalausfall der Gläubigerforderungen zu verhindern und 100 Arbeitsplätze zu retten. „Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen und war nur mit einem praxisnahen Insolvenzrecht, das primär als Sanierungsrecht ausgestaltet ist, erzielbar“, ist Klikovits überzeugt.

Rückfragen

Dr. Alexander Klikovits
Unternehmensinsolvenz Wien/NÖ/Bgld
Kreditschutzverband von 1870 
Telefon 050 1870-8336, E-Mail: klikovits.alexander@ksv.at

Wien, 26.04.2022