Insolvenzstatistik Unternehmen & Private I. Halbjahr 2014

Abwärtstrend gestoppt, doch es bleibt spannend
Insolvenzentwicklung Unternehmen I. Halbjahr 2014

 
 
Wien, 03.07.2014
 
Das 1. Halbjahr 2014 verzeichnet mit 1.654 betroffenen Unternehmen einen leichten Zuwachs von nicht ganz 1 % bei der Anzahl der eröffneten Insolvenzen. Die Verbindlichkeiten von EUR 1.093 Mio. liegen um fast 5 % unter jenen des Vergleichszeitraums 2013, auch die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer ging leicht zurück (Vorjahreswerte exklusive Alpine).
 
In den Bundesländern zeigt sich eine uneinheitliche Entwicklung: Burgenland verzeichnet einen zweistelligen Rückgang, Vorarlberg und Steiermark hingegen zweistellige Zuwächse. Bei Wien, Nieder- und Oberösterreich ist das Ergebnis ein Nullsaldo.

Bundesländer im Vergleich:
Die regionalen Unterschiede spiegeln die eigene Oszillation der Bundesländer wider: Manche Schwingungen sind brancheninduziert, andere durch die Spruchpraxis der Gerichte erklärbar. Die untenstehende Grafik zeigt, wie über mehrere Jahre die Insolvenzentwicklung der einzelnen Bundesländer mit wenigen Ausnahmen in der Nähe des Österreichtrends bleibt und die „Ausreißer“ letztlich wiederum dorthin zurückkehren. Lediglich Burgenland und Steiermark verlaufen deutlich über der Gesamtlinie, Oberösterreich spürbar darunter.
Was auffällt: Wirtschaftlich vermeintlich „schwache“ Bundesländer, wie z. B. Kärnten, haben einen Insolvenzverlauf, der ebenso wie das „starke“ Wien mit dem Österreichtrend mithalten kann. Lediglich Oberösterreich verzeichnet einen nachhaltigen Trend unterhalb des Mittelwertes. Vorarlberg liegt derzeit ebenfalls deutlich darunter, oszilliert aber stark zwischen Extremwerten. Diese beiden Bundesländer sind in ihrer Wirtschaftsstruktur exportorientiert und auf mechanische Fertigung ausgerichtet.
Unternehmensinsolvenzen I. Halbjahr 2014 2014 2013 Veränderung
Eröffnete Insolvenzen 1.654 1.639 + 0,9 %
Nichteröffnete Insolvenzverfahren 1.175 1.180 - 0,4 %
Gesamtinsolvenzen 2.829 2.819 + 0,4 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR 1.093 Mio. 3.746 Mio. - 70,8 %
Insolvenzverbindlichkeiten ohne Alpine Bau *) 1.093 Mio. 1.146 Mio. - 4,6 %
*) Alpine Bau GmbH wurde in der Halbjahresstatistik mit Verbindlichkeiten von vorerst EUR 2,6 Mrd. eingestellt. Derzeit sind allerdings angemeldet ca. EUR 3,4 Mrd.


Hier finden Sie die vollständige KSV1870 Analyse zur Insolvenzentwicklung der Unternehmen:
  ksv1870_insolvenzstatistik_unternehmen_hj1_2014.pdf  

Spürbare Entspannung bei den Privatschulden
Insolvenzentwicklung Private I. Halbjahr 2014

 
Im ersten Halbjahr wurde über 4.235 Personen ein gerichtliches Insolvenzverfahren eröffnet. Damit gingen die Privatkonkurse österreichweit um 10 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2013 zurück. Aller Voraussicht nach wird 2014 das dritte Jahr in Serie sein, in dem die Schuldenregulierungen rückläufig sind.
 
Die Verbindlichkeiten nahmen sogar um fast 12 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2013 ab. Die Schulden der Privatkonkursanten betrugen durchschnittlich EUR 118.300. Immer wieder ist darauf hinzuweisen, dass mit ca. 28 % ein immer noch wesentlicher Anteil der Schuldner ehemals selbständig war und mit Schulden eines gescheiterten Unternehmens in die Regulierung geht. Während also echte Private durchschnittlich ca. EUR 58.000 an Schulden verzeichnen, machten die Verbindlichkeiten aller ehemals Selbstständigen im Durchschnitt EUR 260.000 aus. Es hatten z. B. 28 Schuldner Verbindlichkeiten von über einer Million. Insgesamt hatten diese 28 Personen knapp über EUR 60 Mio. Schulden.
 
Erfolgsmodell Österreich
Allen Unkenrufen zum Trotz ist das österreichische Entschuldungsverfahren ausgesprochen erfolgreich, da es laufend ca. 87 % der Schuldner nach einer Abzahlungsperiode von üblicherweise 7 Jahren in die finanzielle Normalität entlässt. 7 Jahre Existenzminimum sind zweifellos keine Kleinigkeit, sie gewährleisten jedenfalls, dass diese Schuldner das Existenzminimum tatsächlich für sich und ihre Familie haben. Jedoch muss während dieser Zeit auch eiserne Disziplin geübt werden. Seit Inkrafttreten des Privatkonkurses im Jänner 1995 haben es nach überschlägiger Berechnung des KSV1870 ca. 33.000 Menschen geschafft, von ihren Schulden befreit zu werden. Weitere ca. 70.000 haben laufende Zahlungspläne bzw. Abschöpfungsverfahren und können in der überwiegenden Zahl damit rechnen, die Entschuldung zu erreichen.
Privatkonkurse I. Halbjahr 2014 2014 2013 Veränderung
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren 4.235 4.706 - 10,0 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten 501 Mio. 566 Mio. - 11,5 %

Hier finden Sie die vollständige KSV1870 Analyse zur Insolvenzentwicklung der Privaten:
  ksv1870_insolvenzstatistik_private_hj1-2014.pdf