Employer Branding: Kleine Schritte, große Wirkung

Unternehmenswerte kommunizieren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern und neue Arbeitskräfte gewinnen: Employer Branding ist gerade im Run um die besten Talente ein wirkungsvolles Instrument. Dafür braucht es weder ein riesiges Team, noch müssen die Maßnahmen ein großes Loch ins Budget reißen. Wir zeigen, wie die Strategie auch in klein- und mittelständischen Betrieben einfach umsetzbar wird. 

Text: Christina Mothwurf

Die Suche nach den besten Talenten ist gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels zur Herkulesaufgabe geworden. Das zeigt auch der Austrian Business Check des KSV1870: Fast 60 % der heimischen Unternehmen sind vom Fachkräftemangel betroffen. Employer Branding als Marketingstrategie kann helfen, frischen Wind in sein Recruiting zu bringen. Aber auch nach innen sollte es wirken, denn Mitarbeiter wollen ebenso im Unternehmen gehalten werden. Was es dazu braucht? Authentizität, Zeit und den Blick auf die Stärken des Unternehmens. Dabei ist es egal, ob KMU oder Konzern: Das Tool macht sich nicht nur für die großen Player am Markt bezahlt.

Einzigartig & authentisch.

Das Wichtigste zuerst: Auf der Suche nach Talenten lohnt sich das Gießkannenprinzip schon lange nicht mehr. 08/15-Ausschreibungen mit standardisierten Job Descriptions mögen vielleicht auf den ersten Blick ausreichen, motivieren Interessierte in der Regel aber kaum, diese zu lesen bzw. sich überhaupt zu bewerben. Je konkreter Unternehmenswerte und Benefits kommuniziert werden, desto besser. Und je klarer die Zielgruppe angesprochen wird, desto erfolgreicher. Unternehmen tun also gut daran, sich zu fragen, welche Personen sie genau ansprechen wollen, anstatt einfach nur so viele Bewerber als möglich zu erreichen. Um sich abzuheben, braucht es ein Alleinstellungsmerkmal, zusätzlich wollen Bewerber heutzutage ganz genau wissen, welche Werte das Unternehmen vertritt. Wo steht der Betrieb? Und wo will er hin? 

„Low budget – high impact“. 

Die gute Nachricht: Die Definition einer klaren Unternehmenskultur kostet kein Geld, erfordert aber Zeit und Engagement.

Die gute Nachricht: Die Definition einer klaren Unternehmenskultur kostet kein Geld, erfordert aber Zeit und Engagement. So lassen sich in Projektgruppen mit Personen aus allen Ebenen, also Führungskräften wie Mitarbeitern gleichermaßen, die Kernwerte am besten ermitteln. Was macht uns als Unternehmen aus? Was können wir neuen Mitarbeitern bieten? Wo liegen unsere Stärken? Was tun wir konkret, um eine positive Arbeitsumgebung und einen respektvollen Umgang miteinander zu fördern? Die Beantwortung dieser Fragen gelingt übrigens am besten im Team: Top-down-Management ist – nicht nur hier – schon lange passé. Außerdem sind zufriedene Mitarbeiter die besten Markenbotschafter: Je intensiver sie in die Employer-Branding-Maßnahmen einbezogen werden, desto besser. Um nicht nur die Bindung der Mitarbeitenden zu stärken, sondern gleichzeitig auch ihr Wohlbefinden, können Sie beispielsweise einen Profi in Sachen Physiotherapie in den Betrieb einladen, um gezielt Inputs zur Stärkung der Mobilität zu bieten. Gerade in KMU eine Strategie, die sich leicht umsetzen lässt und nachweislich Eindruck hinterlässt sowie die Mobilität am Arbeitsplatz stärkt. Apropos Stärkung: Was wäre, wenn Sie für Ihre Mitarbeiter einen kulinarischen Abend zu einem bestimmten Motto gestalten? Dafür muss man kein versierter Gastroprofi sein – in lockerer Atmosphäre bei einem Glas Wein und ein paar Häppchen lässt es sich entspannt plaudern. 

Tue Gutes … 

… und rede darüber. Der bekannte PR-Leitsatz lässt sich auch aufs Employer Branding umlegen. Das gilt auch für Kleinbetriebe, die ohne großen Aufwand Social-Media-Kanäle oder ihre Online-Präsenz nutzen können, um ihr Unternehmen zu präsentieren. Stellen Sie sicher, dass es eine Person im Unternehmen gibt, die die Kanäle befüllt, und liefern Sie kurzen, aber spannenden Input über die Stärken und Benefits. Zeigen Sie das Team im Einsatz oder bei gemeinsamen Aktivitäten. Erfolgsgeschichten, Postings über Projekte, die Unternehmenskultur oder außergewöhnliche Karrierewege stärken nicht nur die Außenwirkung, sondern zeigen auch den jeweiligen Personen im Betrieb, dass sie wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Regelmäßigkeit ist hier Trumpf: Das lebendigste Posting macht auf einem „toten“ Kanal wenig Sinn. 

Lebendiges Netzwerk. 

Social Media hin oder her – der persönliche Kontakt ist und bleibt nach wie vor wesentlich. Gerade regionale Job- oder Bildungsmessen oder Kooperationen mit Ausbildungsinstituten schaffen eine gute Basis für die Präsentation des Betriebs und der Mitarbeiter. Wer hier schon konkrete Schnuppertage oder Praktika mit klaren Benefits anbieten kann, hat mit Sicherheit die Nase vorn. Neben dem Fokus auf Vorteile wie zum Beispiel Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten sollten Unternehmen stets die Weiterentwicklung von Mitarbeitern im Blick behalten. Dabei muss es nicht immer die kostenintensive externe Weiterbildung sein. Auch interne Mentoring-Programme oder regelmäßige interne Schulungen zeigen, dass dem Unternehmen das Wachstum der eigenen „Potentials“ wichtig ist. Und wer sich wertgeschätzt fühlt, ist nicht nur motivierter, sondern bleibt in der Regel auch dem Betrieb treu. Dabei gilt: Je kreativer die Maßnahmen sind, desto eher wecken sie Neugierde und Aufmerksamkeit. Freilich gilt es dabei, so authentisch als möglich zu sein – nicht jede Maßnahme macht Sinn oder kann umgesetzt werden. Solange Engagement, Zeit und Kreativität im Spiel sind, ist ein guter Anfang gemacht. Dann heißt es – dranbleiben. Selbst die beste Idee wird nur dann zum erfolgreichen Employer-Branding-Tool, wenn das Thema als Ganzes einen festen Platz im Unternehmensalltag bekommt. 

 

Aus dem KSV1870 Magazin forum.ksv - Ausgabe 3/2023.