Christof Industries Austria GmbH - Prüfungstagsatzung

Ergebnis der Prüfungstagsatzung vom 15.11.2022


Heute, am 15.11.2022, hat am Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz die Prüfungstagsatzung im Insolvenzverfahren der Christof Industries Austria GmbH stattgefunden.
Das Unternehmen befindet sich seit 30.09.2022 in einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Die Insolvenzursache liegt im Wesentlichen darin, dass das schuldnerische Unternehmen seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie mit massiven und abrupten Störungen in der Leistungserstellung konfrontiert war. Großprojekte konnten nicht wie geplant abgeschlossen und sohin auch nicht planmäßig abgerechnet werden. Letztlich waren bei zwei wesentlichen Großprojekten Ausfälle im zweistelligen Millionenbereich zu verzeichnen, wodurch die Zahlungsfähigkeit nicht mehr aufrechterhalten werden konnte.  

Der Unternehmensgegenstand der Schuldnerin liegt in der Entwicklung, Errichtung und Servicierung von Anlagen für die Industrie und Energiewirtschaft. Mit Insolvenzeröffnung beschäftigte die Schuldnerin an ihren Standorten in Graz, Wels, Werndorf und Wien 355 Dienstnehmer und wickelte national und international mehr als 300 Projekte ab. Die jährliche Betriebsleistung lag in den Jahren 2019 bis 2021 zwischen EUR 79 Mio. und EUR 116 Mio..

Der Fortbetrieb läuft unter der Aufsicht des Insolvenzverwalter-Teams und konnte das schuldnerische Unternehmen stabilisiert werden, auch befindet sich ein erarbeitetes Reorganisationskonzept in der Implementierungsphase. Nicht kostendeckende Teilbereiche, die „Werkstätte Werndorf“, „Werkstätte Wels“, „Büro Service Wien“ und „Forschung & Entwicklung“ wurden zwischenzeitig geschlossen. Davon betroffen sind rd. 55 Dienstnehmer.
Für den Bereich Anlagenbau (rd. 30 Dienstnehmer und rd. 30 Projekte mit mittleren Auftragsvolumen) könnte auch eine übertragene Sanierung in Betracht gezogen werden (ein Investorenprozess wurde in Gang gesetzt). Liquiditätswirksame Auswirkungen durch die Reorganisationsmaßnahmen werden sich im Unternehmen erst im Laufe des Dezembers 2022 zeigen.

Stabilisiert werden konnte auch die Beziehung zu jenen Konzerngesellschaften, aus denen die Schuldnerin einen erheblichen Teil des für die Projektabwicklung erforderlichen Personals bezieht. Lediglich über das Vermögen der FMT Personalservice GmbH musste zur GZ 27 S 163/22f ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet werden.
Hinsichtlich der nicht unbedeutenden Beziehung zur Oschatz Energy and Environment GmbH mit Sitz in Essen, mit welcher die Schuldnerin in der Vergangenheit und auch aktuell gemeinsam an Großprojekten tätig war/ist, sei erwähnt, dass über diese Gesellschaft beim Amtsgericht Essen zu AZ 167 IN 52/22 ein vorläufiges Insolvenzverfahren anhängig gemacht wurde. Die Intercompany-Forderung der österreichischen Schuldnerin in Höhe von rd. EUR 17,7 Mio. wird im dortigen Verfahren anzumelden sein.

Angemeldet wurden bislang 769 Forderungen (inklusive der Dienstnehmerforderungen = 364 Anmeldungen) mit einem Gesamtvolumen von ca. EUR 76,7 Mio., von denen bislang ca. EUR  54,9 Mio. anerkannt sind. Seitens der Dienstnehmer ist aufgrund der zeitlich versetzten Abrechnung von variablen Lohnbestandteilen und der Endabrechnung aufgelöster Dienstverhältnisse mit weiteren Anmeldungen zu rechnen.

Die Sanierungsplantagsatzung ist für den 13.12.2022 anberaumt.
 
Der Sanierungsplan lautet derzeit wie folgt:
Die Insolvenzgläubiger erhalten innerhalb von 2 Jahren vom Tag der Annahme des Sanierungsplans eine Quote von 20%.

Die Angemessenheit/Finanzierbarkeit des Sanierungsplanes ist vom Insolvenzverwalter-Team noch eingehend zu prüfen. Nach derzeitigem Erkenntnisstand ist ein 20%iger Sanierungsplan im gemeinsamen Interesse der Gläubiger gelegen. Zu den Herausforderungen zählen die Finanzierung einer noch zu beziffernden Barquote, die Erlangung einer Betriebsmittelfinanzierung, sowie die Berücksichtigung konzerninterner Verflechtungen.

Graz, 15.11.2022

Rückfragen: 

Mag. Georg Ebner
Leiter KSV1870 Insolvenz Graz
Telefon 050 1870-2035, E-Mail: georg.ebner@ksv.at

René Jonke
KSV1870 Leiter Region Süd
Telefon: 050 1870-2012, E-Mail: jonke.rene@ksv.at