Transportauto voller Pakete

Shoppen ohne Nachwehen

Der E-Commerce erfreut sich ungebrochen wachsender Beliebtheit. Doch die Machenschaften von Betrügern trüben das Vergnügen des Online-Shoppings.

Text: Raimund Lang

Der Online-Handel boomt seit Jahren, und es ist kein Ende in Sicht. Die Corona-Pandemie hat das ungebremste Wachstum des E-Commerce noch weiter angeheizt. Laut einer „eCommerce Studie Österreich“ des Handelsverbandes (in Kooperation mit der KMU Forschung Austria) haben Herr und Frau Österreicher zwischen Mai 2021 und April 2022 mehr als zehn Milliarden Euro beim Online-Shopping ausgegeben – so viel wie noch nie zuvor. Das entspricht einer Steigerung von 8 % gegenüber dem Vergleichszeitraum davor. Knapp ein Viertel des Umsatzes entfällt auf das Mobile Shopping, also den Einkauf via Smartphone oder Tablet, das damit um 20 % zugelegt hat. Großer Wermutstropfen: Weniger als die Hälfte der Konsumenten bestellt bei österreichischen Shops.

Schutz durch Kreditkartenzahlung.

Bietet ein Webshop keine Kreditkartenzahlung an oder besteht der Händler vielleicht sogar auf Vorauszahlung, dann ist Vorsicht angebracht.

Den unbestreitbaren Vorzügen des elektronischen Einkaufs stehen Risiken und Gefahren gegenüber. Denn die Welt des E-Commerce ist ein beliebtes Betätigungsfeld für Cyberkriminelle aller Art. Wohl fast jeder hat Geschichten gehört oder sogar selbst erlebt, die das Einkaufserlebnis gehörig trüben. Lange Wartezeiten, Probleme mit der Zustellung oder Schikanen bei Reklamationen lassen sich noch mit miserabler Unternehmensführung erklären. Wenn aber plötzlich nicht autorisierte Abbuchungen von der Kreditkarte stattfinden, dann könnte es gut sein, dass man einem sogenannten Fake Shop auf den Leim gegangen ist. Fake Shops sehen echten Shoppingportalen äußerlich zum Verwechseln ähnlich. Statt Produkte zu verkaufen, wollen ihre Betreiber aber Bank- oder Kreditkartendaten ihrer Opfer abgreifen, Passwörter ausspionieren oder einfach schnelles Geld machen. Oft kommt es vor, dass man den bestellten Artikel gar nicht oder stattdessen eine billige Produktfälschung erhält. Die Zahlung mittels Kreditkarte bietet hierbei einen gewissen Schutz. Denn als Betrugsopfer kann man bei seinem Kreditkartenunternehmen eine Rückbuchung der bezahlten Summe beantragen. Bietet ein Webshop keine Kreditkartenzahlung an oder besteht der Händler vielleicht sogar auf Vorauszahlung, dann ist Vorsicht angebracht. Über Fake Shops kann man sich außerdem Trojaner, Viren und sonstige Malware auf den Rechner holen. Die üblichen Sicherheitsempfehlungen gelten für Nutzer der digitalen Warenwelten deshalb ganz besonders, unter anderem:

  • Nutzen Sie Anti-Malware-Software und halten Sie diese auf dem aktuellen Stand.
  • Aktualisieren Sie regelmäßig Ihr Betriebssystem und alle Programme, die Internetzugang haben.
  • Verwenden Sie niemals dasselbe Passwort für verschiedene Online-Dienste.
  • Geben Sie sensible Daten nicht unbedacht heraus.

Händler sind in der Pflicht.

Doch nicht nur Konsumenten sind die Geschädigten. Laut der vom Handelsverband in Kooperation mit dem Innenministerium und dem Bundeskriminalamt durchgeführten „Sicherheitsstudie 2021“ wurden bereits 62 % der österreichischen Handelsunternehmen Opfer von Betrug im Netz, 24 % sogar wiederholt. Mehr als die Hälfte der Delikte sind Fälle gefälschter Adress- bzw. Namensdaten. Besonders perfide ist es, wenn die Täter dafür gestohlene Daten einer real existierenden Person verwenden. Im schlimmsten Fall wird diese nichts ahnend und unschuldig mit Zahlungsforderungen oder sogar polizeilichen Ermittlungen konfrontiert. Hier sind jedoch auch die Unternehmen selbst in die Pflicht zu nehmen: Oft reichen schon Name und Adresse oder Geburtsdatum, um eine Bestellung aufgeben zu können. Vor allem kleinere Unternehmen investieren nicht ausreichend in Schutzmaßnahmen. Dagegen setzen zwei Drittel der großen Shops auf Identitäts- und Bonitätsprüfungen, um ihr Geschäftsrisiko zu minimieren. 73 % verwenden automatisierte Lösungen zur Betrugsvermeidung, bei den kleinen Online-Shops tun das nur 24 %. Die meistgenutzte Schutzmaßnahme heimischer Händler ist die Beschränkung der Zahlungsoptionen auf sichere Technologien wie Kreditkarte oder PayPal. Diese Maßnahme ist allerdings zweischneidig, da die Zahlung auf Rechnung die beliebteste Zahlungsoption bei Online-Käufern ist. Auch eine Beschränkung des Liefergebietes auf das Inland bietet zwar einen gewissen Schutz gegen Betrug, beschneidet aber zugleich die potenzielle Reichweite des unternehmerischen Aktionsradius.

Sind Gütesiegel die Lösung?

Betrug im E-Commerce beschädigt das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmen und Kunden. Eine niederschwellige Möglichkeit, um als Händler das Vertrauen der Kunden (zurück) zu gewinnen, sind sogenannte Gütezeichen. Die bekanntesten Gütezeichen sind aktuell das Österreichische E-Commerce-Gütezeichen, Trustmark Austria sowie Trusted Shops. Die ausstellenden Organisationen garantieren mittels eines Zertifikats, dass die zertifizierten Online-Shops bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Beispielsweise hinsichtlich Bezahl- und Lieferoptionen, Einhaltung des Datenschutzes oder Informationstransparenz. Der Umkehrschluss, dass Webshops ohne ein Gütezeichen unseriös oder betrügerisch sind, gilt natürlich nicht. Doch das Vorliegen eines Gütesiegels ist ein plausibler Indikator für ein vertrauenswürdiges Unternehmen.

 

Hier finden Sie Hilfe: Auf der Webseite www.watchlist-internet.at gibt es eine Liste betrügerischer Online-Shops. Unter www.fakeshop.at/shopcheck kann man außerdem eine Webadresse eines Shops eingeben und erhält sofort eine kostenlose Risikobewertung angezeigt.

Quelle: KSV1870 Magazin forum.ksv - Ausgabe 4/2022