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Insolvenzstatistik 1. - 3. Quartal 2022 final

Unternehmensinsolvenzen haben sich verdoppelt 

Im heurigen Jahr wurden bislang 13 Firmenpleiten pro Tag gezählt. Zudem haben sich die geschätzten Passiva um fast 103 Prozent erhöht.


19.10.2022 – Laut aktueller KSV1870 Analyse waren in den ersten neun Monaten
2022 in Österreich 3.553 Unternehmen (+ 96 % gegenüber 2021) von einer Insolvenz
betroffen – das entspricht rund 13 Firmenpleiten pro Tag. Am deutlichsten fällt das Plus
in Oberösterreich und Vorarlberg aus. Die meisten Insolvenzen verzeichnen die
Branchen „Handel & Instandhaltung/Reparatur von Kfz“, die Bauwirtschaft sowie die
Gastronomie. Parallel dazu haben sich die geschätzten Verbindlichkeiten* um
103 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro erhöht. Weiters ist die Zahl der betroffenen Dienstnehmer
auf 10.200 Personen (+ 79 %) angewachsen. Um drei Prozent angestiegen ist die Zahl
der Gläubiger auf 21.800 Geschädigte.

Die Liste an Herausforderungen, mit denen sich die Betriebe seit vielen Monaten beschäftigen
müssen, ist auch über die Sommermonate nicht kürzer geworden. Es ist daher wenig
überraschend, dass sich die Zahl der Firmenpleiten weiterhin deutlich über jener des Vorjahres
befindet: 3.553 insolvente Unternehmen entsprechen einem Plus von 96 Prozent gegenüber
den ersten neun Monaten 2021. Gleichzeitig liegt dieser Wert knapp unter jenem des Jahres
2019 (3.808 Insolvenzen, - 7 %), als von der Corona-Krise noch keine Rede war. „Anhaltende
Kostenexplosionen, gravierende Lieferengpässe und die schwierige Suche nach Personal sind
nur einige wenige Faktoren, warum sich die wirtschaftliche Gesamtsituation zuletzt
verschlechtert hat“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.

„Aufgrund der jüngsten Entwicklungen ist auch die Erwartungshaltung für die kommenden
Monate eher gedämpft. Wie wir von vielen Unternehmen in Gesprächen erfahren, blickt rund
die Hälfte der Betriebe eher negativ in Richtung Jahresende“, so Götze. Parallel dazu stimmt
es auch nachdenklich, dass im heurigen Jahr 40 Prozent aller Firmenpleiten mangels
Kostendeckung abgewiesen wurden – im Vorjahr waren es 32 Prozent. Einer der Gründe,
warum dieser Wert zuletzt in die Höhe geschnellt ist, liegt darin, dass viele Betriebe schon
längst Insolvenz anmelden hätten sollen und durch den Fortbetrieb auch die letzten finanziellen
Mittel aufgebraucht wurden. Wenn keine Vermögenswerte mehr vorhanden sind, dann ist auch
eine Sanierung nicht mehr möglich. „Die Folgen sind massiv. Menschen verlieren
unnötigerweise ihre Arbeitsplätze und Gläubiger erhalten kein Geld, das ihnen aufgrund
erbrachter Leistungen zusteht“, so Götze. 

> Download: Insolvenzstatistik Unternehmen 1. - 3. Quartal 2022 im Detail

 

Privatkonkurse weiter im Steigen

Inflation und Kostenexplosionen belasten die Haushalte massiv und sorgen für Betrieb an den Gerichten.


19.10.2022 – Laut aktueller KSV1870 Analyse wurden in den ersten neun
Monaten des Jahres in Österreich 6.212 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das
entspricht einem Zuwachs von knapp 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig
werden damit im Schnitt 23 Fälle pro Tag an den heimischen Gerichten eröffnet.
Weiters haben sich auch die vorläufigen Passiva* um etwas mehr als 20 Prozent
erhöht – und zwar auf 688 Mio. Euro. Das bedeutet, dass Privatpersonen im Jahr 2022
bislang mit durchschnittlichen Schulden in der Höhe von 111.000 Euro Konkurs
angemeldet haben.

Inflation, gestiegene Energiekosten, Preissteigerungen im Supermarkt – die wirtschaftlichen
Herausforderungen sind enorm und belasten die Geldbörsen der Österreicherinnen und
Österreicher aktuell massiv. Aufgrund der jüngsten Entwicklungen kommt somit der Anstieg
bei den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf 6.212 Fälle (+ 24 % gegenüber 2021)
wenig überraschend. Obwohl die Zahl der eröffneten Privatkonkurse seit Inkrafttreten der
Insolvenznovelle (Richtlinie über Restrukturierung und Insolvenz) im Juli 2021 kontinuierlich
gestiegen ist, wurde das Vorkrisenniveau (7.174 Fälle, - 13,4 %) noch nicht zur Gänze
erreicht. „Im Privatkonkurs ist der aktuelle Anstieg vor allem auf die Insolvenznovelle des
Vorjahres zurückzuführen, die deutliche Erleichterungen, wie eine verkürzte
Entschuldungsdauer für Schuldner, gebracht hat. Wenn man etwas in die Zukunft blickt,
werden aber auch die explodierenden Kosten in nahezu allen Lebenslagen Auswirkungen
haben“, erläutert MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Stellt man die Ergebnisse der ersten drei Quartale 2022 in direkten Vergleich, zeigt sich,
dass es im dritten Quartal (1.900 Fälle) die bislang wenigsten Privatkonkurse gab, während
im ersten Quartal 2.100 Fälle und im zweiten Quartal 2.200 Fälle gezählt wurden.
„Erfahrungsgemäß verzichten die Menschen in unsicheren Zeiten auf kostenintensive
Investments, um das verfügbare Geld für Rechnungen des täglichen Lebens zu verwenden.
Dadurch gibt es im ersten Moment weniger offene Forderungen und damit auch weniger
Insolvenzanträge“, so Götze und ergänzt: „Bei anhaltender Teuerungswelle wird das Pendel
aber recht bald in die andere Richtung ausschlagen. Spätestens dann, wenn sich die
Menschen weder Strom noch Heizung leisten können.“ 

> Download: Insolvenzstatistik Private 1. - 3. Quartal 2022 im Detail