Unternehmensinsolvenzen I. Halbjahr 2013
Wien, 03.07.2013
Die Berechnung des ersten Halbjahrs zeigt einen Rückgang der Unternehmenspleiten in Österreich um fast 8 % auf 2.819 Fälle. Die eröffneten Verfahren gingen um etwa 10 % zurück, die mangels Masse nicht eröffneten Konkurse nur um über 4 %. Mit einem einzigen Insolvenzfall explodierten die Schulden der insolventen Unternehmen auf das 2,7fache der Vergleichsperiode und betragen damit EUR 3,8 Mrd. Ohne die Mega-Insolvenz Alpine Bau GmbH wären es „nur" ca. EUR 1,2 Mrd. gewesen, und damit ein Minus von ca. 14 %.
Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer schnellte ebenfalls in die Höhe: 17.500 Menschen arbeiteten in insolvent gewordenen Betrieben (= plus 80 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2012). Davon alleine 4.900 Mitarbeiter der Alpine Bau GmbH. Doch auch ohne diese Insolvenz wäre die Anzahl der betroffenen Mitarbeiter um ca. 30 % angestiegen.
Dazu KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner: "Dieser eine Fall stellt alles in den Schatten, was sonst in diesem Zeitraum in Österreich passiert ist. Aber man darf darüber nicht übersehen, dass die Insolvenzfälle hinsichtlich der Mitarbeiter generell deutlich größer als im Vorjahr geworden sind und dass es keine Anzeichen dafür gibt, dass dieser Trend sich so rasch umkehren wird."
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2013 | 2012 | Veränderung | |
Eröffnete Insolvenzen | 1.639 | 1.816 | - | 9,7 % |
Nichteröffnete Insolvenzverfahren | 1.180 | 1.236 | - | 4,5 % |
Gesamtinsolvenzen | 2.819 | 3.052 | - | 7,6 % |
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR |
3,8 Mrd. | 1,4 Mrd. | + | 171,4 % |
Ausblick auf 2013:
KSV1870 Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner: "Die derzeitige Konjunkturlage verheißt wenig Gutes. Und die Bereitschaft der Banken, notleidende Unternehmen durch ein neuerliches Konjunkturtief zu tragen, war auch schon höher. Die Banken haben natürlich erkannt, dass bei stagnierenden Märkten nur eine Reduktion der Produktionskapazitäten helfen kann. Denn wenn das Angebot die Nachfrage weiterhin deutlich übersteigt, würden über kurz oder lang viele Kreditnehmer der Banken Verluste schreiben".
Es war im Dezember 2012 damit zu rechnen, dass eine deutlich abgeschwächte Konjunktur und einsetzende Nachfragerückgänge aus vielen Ländern die Insolvenzen leicht steigen lassen würden. Diese Prognose muss nun leider bekräftigt werden. Nur der zahlenmäßige Rückgang aus dem ersten Halbjahr (ca. 8 %) wird dafür sorgen, dass die Gesamtzahlen 2013 etwa auf dem Niveau von 2012 zu liegen kommen. Die Passiva und betroffenen Arbeitsplätze lassen aber bereits jetzt den Schluss zu, dass es einen Trend zur Entspannung derzeit jedenfalls nicht gibt.
Die Detailzahlen sowie den vollständigen Kommentar finden Sie im untenstehenden Download bereitgestellt.
Privatkonkurse I. Halbjahr 2013
Im ersten Halbjahr wurden 4.706 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, das sind um 5 % weniger als im Jahr 2012. Der Rückgang erfolgte in nahezu allen Bundesländern und ist seit nun schon fast 12 Monaten zu beobachten.
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2013 | 2012 | Veränderung | |
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren | 4.706 | 4.953 | - | 5,0 % |
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR | 566 Mio. | 605 Mio. | - | 6,4 % |
Das erst 1995 in Kraft getretene Verfahren zur Schuldenbereinigung könnte mit seiner „Volljährigkeit" zum 31.12.2012 den Zenit seines Wachstums erreicht haben. KSV1870 Insolvenzexperte Dr. Hans-Georg Kantner dazu: „Der Privatkonkurs ziert sich seit einiger Zeit. Wir kommen entgegen unserer Erwartung nicht über 10.000 Verfahren pro Jahr. Obwohl es ausreichend Bedarf gäbe, sind wir immer noch unter der Marke von 100.000 Verfahren seit 1.1.1995, dem Anbeginn der Schuldenregulierung. Wahrscheinlich wird es 2013 nichts mit dem 100.000sten Schuldenregulierungsverfahren, denn darauf fehlen derzeit noch rund 4.800 Verfahren."
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Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz