Großinsolvenz
KTM-Gruppe: Drei Insolvenzverfahren
Forderungsanmeldung für Gläubiger über insolvenz.linz@ksv.at
„Die europäische Luftfahrt hat sich nach Corona rasch erholt und profitiert aktuell insbesondere im Tourismusbereich von starker Nachfrage. Die hohe Auslastung wirkt den massiven Kostensteigerungen, die die Branche belasten, entgegen. Kurzfristig liegen die Herausforderungen in veränderten Verkehrsströmen durch Luftraumsperren in der Ukraine und Russland und auch in einer zunehmenden Gefahr durch Cyber-Attacken. Mittel- bis langfristig wird angesichts steigender Verkehrszahlen und einer unverminderten Nachfrage der Umgang mit Klima- und Umweltfragen maßgeblich für die Entwicklung der Luftfahrt sein. Die großen Themen dabei sind nachhaltige Flugzeugtreibstoffe, sogenannte Sustainable Aviation Fuels, Flugzeuge mit reduziertem CO2-Ausstoß und entsprechende Regularien dazu. Aktuell ist die Bereitschaft von Fluggästen allerdings noch gering, Tickets mit der Option für nachhaltige Flugzeugtreibstoffe zu buchen und damit höhere Kosten zu akzeptieren, so Dr. Valerie Hackl, Austro Control GmbH.
„Der wirtschaftliche Ausblick der Telekommunikationsbranche ist trotz intensiven Wettbewerbs stabil, und wir sehen auch keine ansteigenden Probleme beim Zahlungsverhalten der Kunden. Was uns aber auffällt ist, dass jene, die in Konkurs gehen, tatsächlich häufiger kaum liquide Mittel zur Verfügung haben. Weiters beobachten wir auf dem Privatkundenmarkt sowohl eine Optimierung der Verträge als auch die längere Nutzung von mobilen Endgeräten, die weniger häufig getauscht werden. Im Business-Bereich werden Indexierungsanpassungen akzeptiert, dafür verlängern sich Verhandlungsphasen oder es wird der Start zum Beispiel bei Großprojekten der IT-Infrastruktur verschoben. Strategischer Infrastrukturfokus ist der beschleunigte Ausbau der Breitbandnetze, in dem es große Anforderungen seitens der Bevölkerung gibt, jedoch können die Verfügbarkeit von Tiefbauressourcen und die Geschwindigkeit von Baugenehmigungen nicht mit den Plänen und Wünschen mithalten“, so Sonja Wallner, A1 Telekom Austria AG.
„Während die Bereiche Reise und Fahrrad stark wachsen, zeigt sich in Österreich im Automobilbereich ein deutlicher Abwärtstrend im Bereich der Neuzulassungen. Auch die Lager sind voll und die Rabatte wieder da. Die Privathaushalte scheinen ihre Autos aus finanziellen Gründen immer länger zu nutzen, was mittel- und langfristig wohl zu einer weiteren Senkung der Neuzulassungen führen wird. Die Hersteller wiederum positionieren sich mehr und mehr im höherpreisigen Segment, um bessere Margen zu erzielen. Ein großes Problem ist die Konkurrenzsituation zwischen dem europäischen Markt und China. Mit seiner Langfriststrategie scheint China immer mehr Einfluss zu erlangen. Schon jetzt ist China weltweit Exportland Nummer eins im Automobilbereich. Die Europäische Union muss sich schleunigst überlegen, wie es mit dieser Branche weitergehen soll“, DI Oliver Schmerold, ÖAMTC.
„Die Ukraine-Krise hat sich im Lebensmittelbereich stark ausgewirkt. Die Ukraine gehört weltweit zu den größten Senfsaat- und Sonnenblumenölproduzenten. Die Preise sind durch die Decke gegangen. Glashütten wurden zerstört, was zu Hamsterkäufen geführt hat. Glas war monatelang nicht verfügbar. Nachdem sich die Preise beruhigt haben, kamen die Teuerungen und Nachhaltigkeit wurde wieder ein Luxusproblem. Die Nachfrage nach Produkten mit soziökologischem Mehrwert ist zurückgegangen – auch bei regionalen Feinkostanbietern und Greißlereien. Aktuell zählt der günstigste Preis. Dadurch sind die Importe gestiegen und landwirtschaftliche Betriebe sind mehr und mehr unter Druck. Ein großes Thema sind die Erntehelfer, die jetzt eher nach Deutschland gehen, weil bei uns die Pensionsversicherung abgezogen wird und dadurch netto weniger übrigbleibt. Hier wäre ein Umdenken der Politik ein wichtiger Beitrag, um die Betriebe wettbewerbs- und handlungsfähiger zu machen“, so Dipl.-Ing.in Cornelia Diesenreiter, MDes LLB. Oec, Unverschwendet GmbH.
„Die Sonderkonjunktur in unserer Branche während und nach Corona hat sich erwartungsgemäß abgeflacht. Durch den teilweise massiven Aufbau von Lägern im Handel ergibt sich ein Pullback-Effekt, der durch ein verändertes Kundenverhalten verstärkt wird. Die Konsumenten optimieren ihre Ausgaben. Eine andere Herausforderung ist der Einbruch im Baugewerbe – Stichwort Einbaugeräte. Positiv sehen wir den angekündigten Reparaturbonus, den es schon mal gegeben hat und der zurückkommen soll. Ein wichtiges Thema unserer Branche ist die Nachhaltigkeit, die sich natürlich in den Herstellungskosten niederschlägt. Sie müssen einigermaßen gedeckelt sein, damit die Produkte leistbar bleiben“, so Wolfgang Bell, Miele GmbH.
„Bei der ARA können Unternehmen ihre Verpackungen entpflichten. Das heißt, sie melden die Verpackungsmenge monatlich ein. Aktuell verzeichnen wir einen Rückgang der Konsumnachfrage gemessen an den Lizenzmengen. 2023 wird demnach bedeutend weniger gekauft. Betroffen sind fast alle Industrien, wobei sich das Minus nicht zwangsläufig umsatzseitig (Preissteigerungen) bemerkbar machen muss. Weitere Herausforderungen zusätzlich zur hohen Inflation, den Zinssteigerungen und den Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg sind der Preisverfall bei Altstoffen und der Anstieg der Bürokratie durch neue Gesetze, die eher die Kosten befeuern als den CO2-Ausstoß merklich zu reduzieren“, Mag. Dr. Harald Hauke, Altstoff Recycling Austria AG.
„Die Verpackungs- und Zellstoffindustrie ist seit ein paar Quartalen mit einem Nachfragerückgang konfrontiert. Aufgrund des aktuellen Konsumverhaltens wird vorübergehend auch weniger Verpackung benötigt. Einen ähnlichen Trend erkennen wir im Bereich der Werbung, wo der Trend klar in Richtung Digitalisierung geht. In der Folge müssen Hersteller von grafischen Papieren zum Teil ihre Maschinen abstellen und Produktionskapazitäten anpassen. Aus heutiger Sicht erwarten wir in den kommenden Monaten nur eine leichte Verbesserung, zumal die Papierindustrie energieintensiv und der Kostendruck hoch ist. Eine weitere Herausforderung für die gesamte Papierindustrie ist, den CO2-Ausstoß bis 2030 deutlich zu reduzieren. Hier gibt es seitens der Politik Bestrebungen und Pläne, die jedoch von der Bürokratie dahinter gebremst werden“, Mag. Dietmar Geigl, Wilfried Heinzel AG.
„Auch wir sind von den großen Trends getrieben, dennoch geht vieles aktuell in die richtige Richtung. So entwickelt sich etwa das Bankgeschäft, durchaus auch aufgrund einer steigenden Kundenanzahl, sehr gut. Im Brief- und Werbegeschäft spüren wir die Unternehmenskonkurse, Stichwort Kika/Leiner. Zudem geht es weiter in Richtung E-Commerce, Printprodukte werden reduziert, auch aufgrund der steigenden Papierpreise. Gleichzeitig sehen wir, dass Produkte aus China oder anderen asiatischen Ländern in Österreich vermehrt nachgefragt werden. Die Türkei verzeichnet aktuell ein starkes Konsumwachstum, was wir im Paketgeschäft merken. In Sachen Nachhaltigkeit haben wir einige wichtige Schritte gesetzt: sei es durch den Ankauf von weiteren 1.000 Elektrofahrzeugen für unsere Flotte oder im Bereich der Gebäudetechnik durch die Montage neuer Photovoltaikanlagen. Was die Herausforderungen betrifft, so ist sicherlich die Personalakquise zu nennen“, DI Peter Umundum, Österreichische Post AG.
„Die Uhren ticken im Luxus-Bereich anders. Businessjets sind unverändert gefragt, ebenso Yachten. Im Yachtbereich zeigt sich der Trend, je größer umso stärker die Nachfrage. Stylische und gleichzeitig optisch sehr reduzierte 2- bis 3-Stern-Hotels sind beliebt und das 5-Stern-Segment boomt weiterhin. Ein Trend ist sicherlich, dass viele Häuser aufgekauft und `refurbished´ werden. Materialien waren stets verfügbar, wenngleich teuer. Hier haben sich gute Beziehungen zu Langzeitlieferanten bewährt. Insgesamt werden die Projekte länger, wobei Nachhaltigkeit für unsere Käufer im Luxusimmobilienbereich kaum ein Thema ist. Anders ist das in der Hotelbranche. Nachdem Nachhaltigkeit auch höhere Kosten bedeutet, ist die Umsetzung im 5-Stern-Segment einfacher. Die große Herausforderung heutzutage ist es, gute Mitarbeiter zu finden. Gehalt und Purpose bei reduzierter Arbeitszeit sind die Themen“, KR Manfred List, FM Holding GmbH.