Presseinformation
„Richter“ – Europas ältestes und traditionsreichstes Kinderschuhunternehmen insolvent Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht für ZRS Graz eröffnet
Gegenstand des Unternehmens
Design, Entwicklung und Herstellung sowie Großhandel von Schuhen, Schuhteilen und Zubehör – spezialisiert auf Kinder- und Jugendschuhe
Geschäftsführer: Dr. Thomas Ridder'
Josef Michael Renner, MSc
Unbeschränkt haftende Gesellschafter
(Komplementärin): Ferdinand Richter GmbH
Beschränkt haftende Gesellschafter
(Kommanditisten) Dr. Thomas Ridder
Mag. Georg Kapsch
Traditio Privatstiftung
Gläubiger: rd. 116
Dienstnehmer: 20
Passiva rd. EUR 7,910.000,00 (Liquidationswerte)
Aktiva rd. EUR 920.000,00 (Liquidationswerte)
Sanierungsplan:
Die Insolvenzgläubiger erhalten eine Quote von 20 % ihrer Forderungen, zahlbar binnen 24 Monaten nach Annahme des Sanierungsplanes.
Insolvenzursachen (lt. Schuldnerangaben):
Die COVID-19 Krise hat das Unternehmen in seiner positiven wirtschaftlichen Entwicklung insoweit beeinflusst, als infolge der langen Lockdowns und der damit einhergehenden Reduktion des Geschäftsvolumens ein unerwarteter Finanzierungsbedarf notwendig wurde. Dieser konnte mittels Überbrückungsfinanzierungen, der Unterstützung der Gesellschafter*innen sowie staatlicher Förderungen gedeckt werden.
Unklarheiten eines Rückforderungsanspruches betreffend eines Verlustersatzes haben wesentlich zur Antragstellung beigetragen, zumal aufgrund dieses Umstandes zuletzt geführte Gespräche mit finanzierenden Stellen, nicht positiv finalisiert werden konnten.
Weitere verfahrensrelevante Daten:
Die Antragstellerin ist eine von Europas führenden sowie traditionsreichsten Herstellerin von Kinderschuhen. Seit dem Jahr 1893 werden unter der österreichischen Marke „Richter“ Kinderschuhe produziert, welche insbesondere für ihre hohe Qualität sowie gute Passform stehen. In den letzten Jahren wurde zudem besonderer Wert auf Nachhaltigkeit des eigenen Schuhsortiments gelegt und konnte in diesem Zuge der erste komplett nachhaltige Schuh entwickelt werden.
Die „Richter Schuhe“ wurden zunächst von der österreichischen Gesellschaft Ferdinand Richter GmbH mit Sitz in Pasching hergestellt, ehe die Gesellschaft im Jahr 2020 auf die Antragstellerin umgewandelt wurde. „Richter Schuhe“ werden in Europa sowie in Asien hergestellt. Die Kernabsatzmärkte sind derzeit Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn.
Der Sitz in Pasching ist historisch begründet, jedoch befindet sich dort bereits seit geraumer Zeit weder die Produktion noch das Lager. Dies wurde vor vielen Jahren an die slowakische Tochtergesellschaft ausgelagert. Lediglich ein Teil der Mitarbeiter der internen Verwaltung befinden sich noch in Pasching. Die tatsächliche faktische Leitung – insbesondere die strategische und kaufmännische Führung erfolgt in Graz.
100%ige Tochtergesellschaften bestehen wie folgt:
-Jela Schuhe GmbH, München
-Richter Slovakia s.r.o., Partizanske
Die Schuldnerin strebt die Fortführung des Unternehmens und ihre Entschuldung durch einen Sanierungsplan an. Die zur Erfüllung der Sanierungsplanquote erforderlichen Mittel sollen insbesondere aus dem operativen Betrieb, der Verwertung des Warenlagers sowie erforderlichenfalls von dritter Seite finanziert werden.
Der Insolvenzverwalter wird das Ansinnen der Antragstellerin zu prüfen haben, ohne dass ein weiterer Ausfall für die Gläubiger droht.
Zum Insolvenzverwalter wurde Herr Dr. Arno Roman Lerchbaumer, Rechtsanwalt, in 8010 Graz, Radetzkystraße 31, bestellt.
Zu dessen Stellvertreter wurde Herr Mag. Harald Johannes Schlager, Rechtsanwalt in 8010 Graz, Radetzkystraße 31, bestellt.
Die Anmeldefrist wurde mit 28.12.2023 bestimmt.
Die allgemeine Prüfungs- und Berichtstagsatzung wurde für den 11.01.2024 anberaumt.
Die Sanierungsplan-, Schlussrechnungs- und nachträgliche Prüfungstagsatzung finden am 01.02.2024 statt.
Der KSV1870 bietet allen Gläubigern an, sie in diesem Fall zu vertreten.