1. Quartal 2019: Privatkonkurse auf Normalniveau

KSV1870 Infografik Insolvenzstatistik Q1 2019 Web
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Hier geht's zu den finalen Zahlen zum Quartalsende:

Insolvenzstatistik Unternehmen Q1-2019
Insolvenzstatistik Private Q1-2019


Privatkonkurse sinken auf erwartetes Normalniveau

Q1 2019 Hochrechnung: Die Welle ebbt ab - auch der Schuldenstand wird wieder niedriger 

Wien, 20.03.2019 – Der exorbitante Anstieg der Privatkonkurse des Jahres 2018 setzt sich 2019 nicht fort. Ein Rückgang der eröffneten Verfahren im ersten Quartal 2019 auf 2.428 bedeutet ein Minus von 348 Fällen oder 12,5 %. Die zu regulierenden Verbindlichkeiten sanken gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 um fast 40 % auf EUR 308 Mio.

Für Insider wenig überraschend brachte die eher schneebrettartig losgetretene Insolvenzrechtsreform 2017 eine extreme Verwerfung des Insolvenzgeschehens bei den Bezirksgerichten Österreichs. Schon im Jahr 2017 waren mit Ankündigung der Novelle die Anträge der Schuldner drastisch zurückgegangen, in manchen Bundesländern gar auf die Hälfte eines Normaljahres. Wenig überraschend warteten viele Schuldner aus dem Motiv heraus, das Inkrafttreten einer für sie so deutlich günstigeren Rechtslage abzuwarten. Folglich sprangen die Anträge ab 1. November 2017, dem Tag des Inkrafttretens dieser Begünstigungen, drastisch an und blieben bis Ende 2018 auch entsprechend hoch. Allerdings konnte schon ab November beobachtet werden, dass die monatlichen Eröffnungen unter denen des Jahres 2017 zu liegen kamen. Also eine Welle, die im Abebben begriffen war.

KSV1870_Privatkonkurse_QI2019_HR_Tabelle

Dieses Abebben setzt sich nun 2019 weiterhin fort. Dazu Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner des KSV1870: “Es darf natürlich nicht überraschen, wenn Menschen sich im Rahmen des Rechts optimiert verhalten. Daher war weder das Zuwarten der Schuldner, noch der Nachholeffekt 2018 eine große Überraschung. Jetzt stellt sich die Frage, auf welchem Niveau sich die Zahlen einpendeln werden.“

 

Unternehmensinsolvenzen Q1-2019

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
Hochrechnung: Deutlicher Rückgang bei den Unternehmenspleiten

Wien, 20.03.2019 – Insgesamt 1.223 Unternehmen sind in den ersten drei Monaten des Jahres insolvent geworden. Das ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 ein Rückgang von 9,3 %. Dabei gingen die eröffneten Verfahren um 8,1 % auf 744 zurück, die mangels Vermögens nicht eröffneten Verfahren waren sogar mit 11,1 % auf 479 Fälle rückläufig. Die von Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer lagen mit ca. 4.000 Personen 42 % unter dem ersten Quartal 2018. Die zu regulierenden Verbindlichkeiten sanken um fast 32 % auf „nur“ EUR 355 Mio.

„Niemand darf sich angesichts des momentanen österreichweiten Rückganges der Insolvenzen zurücklehnen. Es muss uns allen bewusst sein, dass die gegenwärtig niedrigen Insolvenzzahlen praktisch zur Gänze den niedrigen Zinsen geschuldet sind. Die Abkühlung der internationalen Konjunktur und vor allem auch der deutschen Industrieentwicklung werden für Österreich jedenfalls indirekt spürbar sein“, so Dr. Hans-Georg Kantner, Insolvenzexperte vom KSV1870.

KSV1870_Unternehmensinsolvenzen_QI2019_HR_Tabelle

Tirol ist der Ausreißer
Die grundsätzlich erfreuliche Insolvenzentwicklung teilt sich recht unterschiedlich auf die einzelnen Bundesländer auf: Es gab mit Ausnahme von Salzburg und Tirol Rückgänge. Während in Salzburg der Zuwachs insgesamt circa 2 % betrug, steht Tirol mit einem „Ausreißer“ von rund 45 % alleine auf weiter Flur. Dazu Hans-Georg Kantner: „Das muss kein Anlass zur Sorge sein. Tirol hatte im ersten Quartal 2018 (im Vergleich zu 2017) einen Rückgang von fast 30 % verzeichnet und ist somit aktuell wieder auf dem Stand von 2017 (74 Fälle). Jedenfalls zeigt Tirol eine Trendumkehr und das kann als Signal für mögliche kommende Entwicklungen gelesen werden. Tirol ist ein wirtschaftlich starkes, europäisch sehr gut vernetztes und auch diversifiziertes Bundesland. 

Die Bundesländer mit den stärksten Rückgängen an Insolvenzen sind das Burgenland 
(- 26,4 %), Vorarlberg (- 21,1 %), die Steiermark (- 19,8 %) und Kärnten (- 17,1 %). Wien verzeichnet immerhin noch ein Minus von 12,3 %, wogegen das Minus in Oberösterreich 
(- 1,3 %) statistisch nicht signifikant sein kann, vor allem nicht in einer Hochrechnung. Denn auch Oberösterreich ist ein stark auf den Export orientiertes Bundesland, sodass es nicht verwundert, dass es nicht im Generaltrend von Österreich liegt. 

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