30 % aller Privatkonkurse aufgrund von persönlichem Verschulden

Während die Corona-Pandemie auch im Vorjahr kein entscheidender Faktor für einen Privatkonkurs war, ist damit zu rechnen, dass die aktuelle Teuerungswelle sehr wohl Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation privater Haushalte haben wird.
 

Mit 7.227 eröffneten Schuldenregulierungsverfahren wurden im Vorjahr um ein Prozent weniger Fälle verzeichnet als im Jahr 2020. Dabei gilt „Persönliches Verschulden“ nach wie vor als die häufigste Ursache (30,2 %), warum Menschen in den Privatkonkurs schlittern. Insbesondere die Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit führt häufig in die finanzielle Sackgasse – sie ist Ursache für jede fünfte Pleite von Privatpersonen in Österreich. Weiters: Die „Ehemalige Selbständigkeit“ war trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Jahr 2020 zuletzt die zweithäufigste Ursache (25,4 %). Und die Corona-Krise (1,5 %) war auch im zweiten Pandemiejahr kein Treiber von Privatkonkursen. Zu diesen Erkenntnissen gelangt eine aktuelle KSV1870 Analyse über die eröffneten Privatkonkurse des Jahres 2021.

KSV1870 Insolvenzleiter MMag. Karl-Heinz Götze, MBA
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz
Foto: Anna Rauchenberger

Im Jahr 2020 hat „persönliches Verschulden“ die „ehemalige Selbständigkeit“ als Ursache Nummer eins im Bereich des Privatkonkurses abgelöst – dieser Trend hat sich im Vorjahr fortgesetzt. Während „persönliches Verschulden“ als häufigster Grund auf 30,2 Prozent (+ 0,8 %) gestiegen ist, verzeichnet der Faktor „ehemalige Selbständigkeit“ einen leichten Rückgang. „Insbesondere was den Konsum betrifft, raten wir aufgrund der aktuellen Teuerungswelle zur Vorsicht. Dies sind keine Zeiten für unbedachte Handlungen, die schnell zum Zünglein an der Waage werden können. Vor allem für jene, die bereits in den vergangenen Jahren den finanziellen Spielraum ausgeschöpft haben“, erklärt
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Die Überschätzung der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit spielt speziell in der Kategorie persönliches Verschulden eine tragende Rolle – sie ist hierzulande für jeden fünften Privatkonkurs (19,1 %) verantwortlich. Speziell im Burgenland (33,1 %) und der Steiermark (27,6 %) ist dieser Aspekt besonders stark ausgeprägt – in Tirol (6,4 %) fällt dieser Wert hingegen am niedrigsten aus.

„Ehemalige Selbständigkeit“ im Burgenland auf Platz 1

Laut aktueller KSV1870 Analyse wurden im Vorjahr um drei Prozentpunkte weniger private Pleiten infolge einer früheren selbständigen Tätigkeit verzeichnet als im Jahr 2020. Trotzdem ist nach wie vor jeder vierte Privatkonkurs (25,4 %) in Österreich auf diese Ursache zurückzuführen. Ein Blick in die Bundesländer zeigt, dass im Burgenland (33,9 %) der Anteil an Personen, die aufgrund einer ehemaligen Selbständigkeit in den Privatkonkurs geschlittert sind, am höchsten ausfällt. Besonders häufig ist dies auch in Salzburg (31,5 %) und in Tirol (29,2 %) der Fall – eher seltener in Vorarlberg mit 16 Prozent.

Corona-Pandemie mit Nebenrolle bedacht

Ähnlich wie im Vorjahr bewegen sich die Faktoren „Reduktion des Einkommens“ mit 18,6 Prozent und „Lebenskrisen“ mit 12,7 Prozent auch im zweiten Corona-Jahr auf konstantem Niveau. Während im Bereich der Einkommensreduktion vor allem das Thema Arbeitslosigkeit (15,2 %) eine zentrale Rolle spielt, sind in punkto Lebenskrisen die Faktoren Scheidung (5,4 %) und Schicksalsschläge (5,1 %), etwa chronische Erkrankungen, von Bedeutung. Zu dieser Kategorie zählt im Übrigen auch die Corona-Pandemie (1,5 %), die jedoch auch weiterhin nur eine Nebenrolle spielt – zumindest was die privaten

Eine solche Kostenexplosion verlangt einen noch sorgsameren Umgang mit den eigenen finanziellen Mitteln. Gleichzeitig dürfen die Menschen während einer derartig gravierenden Teuerungswelle nicht im Regen stehen gelassen werden. Es braucht spürbare finanzielle Entlastung, und zwar jetzt.

Pleiten in Österreich anbelangt. „Die Corona-Krise hat bei Herrn und Frau Österreicher bis dato zu keiner massiven Steigerung von Privatkonkursen geführt. Aus heutiger Sicht scheint die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die finanziellen Auswirkungen der Pandemie gut abzufedern“, erklärt Götze. Die aktuellen Preisentwicklungen werden die Menschen hingegen stärker treffen, insbesondere Personen mit niedrigeren Einkommen: „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler privater Haushalte hat sich zuletzt aufgrund von Preissteigerungen und der Inflation massiv verändert. Eine solche Kostenexplosion verlangt einen noch sorgsameren Umgang mit den eigenen finanziellen Mitteln. Gleichzeitig dürfen die Menschen während einer derart gravierenden Teuerungswelle nicht im Regen stehen gelassen werden. Es braucht spürbare finanzielle Entlastung, und zwar jetzt.“ Aufgrund der jüngsten Entwicklungen rechnen wird bei der nächstjährigen Ursachenstatistik durchaus mit Verschiebungen.

Im Anhang finden Sie die detaillierte Auflistung der Ursachen von eröffneten Privatkonkursen für das Jahr 2021.

PIV-Ursachen 2021