Boost für die Zukunft: Österreich als Wissensstandort

Im Rahmen des zweiten WirtschaftsXChange by KSV1870 in Wien diskutierten hochkarätige Experten am 10. September über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich. 

KSV1870 WirtschaftsXChange Wien 2019 Gäste1
Dipl.-Ing. Stefan Dörfler, CFO Erste Group Bank AG, Dipl.-Ing. Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien, Mag. Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom Austria Group, und Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, KSV1870 CEO (v.l.n.r.)


Wien, 11.09.2018 – Unter dem Titel „Österreich im Standort-Blues?“ referierte KSV1870 CEO Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, über den Status quo der heimischen Wirtschaft, den aktuellen Digitalisierungsgrad der Unternehmen und wie es um Österreichs Wirtschaft im internationalen Vergleich steht. Im Anschluss daran diskutierten Mag. Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom Austria Group, Dipl.-Ing. Stefan Dörfler, CFO Erste Group Bank AG, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Edeltraud Hanappi-Egger, Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien und Dipl.-Ing. Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG, über die Attraktivität des heimischen Standortes und von welchem Profil Österreichs Wirtschaft langfristig besonders profitieren könnte. Rund 100 Top-Entscheider der renommiertesten Unternehmen und Organisationen des Landes folgten der Einladung des KSV1870 ins k47.wien. 

„Österreich surft seit einigen Jahren auf einer Welle des wirtschaftlichen Erfolges. Der Konjunktureinbruch infolge der Lehman-Pleite ist mittlerweile einem beständigen Aufwärtstrend gewichen. Trotzdem schafft es Österreich nicht unter die Top 10 der attraktivsten Wirtschaftsstandorte“, erklärt Vybiral auf dem Business-Event. Diese Entwicklungen belegen auch die aktuellen Zahlen der Austrian Business Check-Umfrage, die der KSV1870 unter Mitgliedern und Kunden durchgeführt hat: 70 % der Befragten bewerten die Geschäftslage auch heuer wieder als sehr gut bzw. gut – gleichzeitig sind 43 % der Unternehmen bereit, mehr Geld in die Hand zu nehmen als im Vorjahr. „Doch die Betriebe investieren vor allem deshalb, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Investments in die Entwicklung neuer Produkte oder Geschäftsfelder stehen dabei ebenso wenig im Fokus, wie die Finanzierung der Bereiche Innovation und Forschung“, so Vybiral. 

Digitalisierung: Leuchtturmprojekte ja, „digitaler Gestalter“ nein
Das Vertrauen auf Altbewährtes führt in weiterer Folge dazu, dass es die Digitalisierung nach wie vor nicht vollständig bis nach Österreich geschafft hat. Das bestätigen auch die Umfrage-Ergebnisse: Demzufolge nehmen zwar 84 % der Betriebe Marktveränderungen aufgrund der digitalen Transformation wahr, trotzdem haben rund zwei Drittel keine digitale Agenda installiert bzw. in Planung. Mehr als ein Viertel der Befragten bezeichnet die Digitalisierung sogar als die größte Schwäche des eigenen Unternehmens. „Es zeigt sich einmal mehr, dass es hierzulande an einer digitalen Kultur fehlt. Aktuell zählen wir nicht zu den digitalen Gestaltern“, erklärt Vybiral.    

Wissensstandort als Chance für Österreich
Damit der heimische Wirtschaftsstandort international gesehen nicht zunehmend an Attraktivität verliert, bedarf es etwa wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen: „Die Digitalisierung ist die Grundlage für Österreichs zukünftigen Wohlstand und zugleich der größte Innovationstreiber des Landes. Dabei benötigt es nicht nur Agilität in Entscheidungen, sondern auch ein Bildungssystem, das junge Leute auf die Arbeitswelt von morgen vorbereitet“, so Thomas Arnoldner. In die gleiche Kerbe schlägt auch Sabine Herlitschka: „Österreich hat bereits viel erreicht. Wir müssen allerdings die großen Trends wie die Digitalisierung oder die Globalisierung als Chance begreifen, denn man wird auch schlechter, weil andere besser geworden sind. Dafür benötigt es Investments vor allem in die Bereiche Bildung, Forschung und Infrastruktur.“ Ähnlich sehen es laut Austrian Business Check auch die Unternehmen selbst. Neben altbekannten Faktoren wie der Senkung von Lohnnebenkosten (74 %) oder einer modernen Verwaltung (59 %) werden vor allem die verstärkte Fachkräfteausbildung (53 %) sowie die Förderung von Innovationen bzw. Forschung und Entwicklung (53 %) als absolut notwendig eingestuft. 

Sinnvolles Investieren als Grundlage
Für Stefan Dörfler geht es auch darum, das grundsätzliche Mindset nachhaltig zu verändern: „Neben den klassischen Themen wie F&E, Digitalisierung und Unternehmensbesteuerung benötigt es eine Investitions- sowie eine kontrollierte Risikokultur. Und dafür ist eine fundierte Finanzbildung von klein auf ein ganz zentraler Baustein.“ Um die Zukunft des Landes positiv zu gestalten und den Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig zu stärken, sind gut ausgebildete Fachkräfte ein entscheidender Faktor: „Dass Wissenschaft, Forschung und Ausbildung hierzulande wesentliche Bereiche für die Stabilität und Stärke des Wirtschaftsstandortes sind, steht außer Frage. Trotzdem mangelt es nach wie vor an einer ausreichenden Finanzierung der Universitäten. Dabei sollten wir weniger von Kosten sprechen, sondern viel mehr von Investitionen“, erklärt Edeltraud Hanappi-Egger. 

Fotos: Anna Rauchenberger

ABC Wirtschaftsstandort