Wenn der KSV1870 dreimal klingelt

Warum ruft die Wirtschaftsauskunftei an? Was soll ich sagen? Was passiert mit meinen Informationen? Viele Fragen, aber keine Sorge. In diesem Blog erfahren Sie, was auf ein angerufenes Unternehmen – und jene, die abheben – zukommt.


Gleich vorweg: Der KSV1870 verfügt über eine Gewerbeberechtigung, die das Sammeln, Speichern und das Weitergeben von bonitätsrelevanten Daten erlaubt. Diese Erhebung und Verarbeitung von Daten erfolgt zum Zweck der Erteilung von Bonitätsauskünften gemäß § 152 der Gewerbeordnung und zum Zweck der Übermittlung von Marketinginformationen gemäß § 151 der Gewerbeordnung. Der KSV1870 verwaltet Informationen über 640.000 österreichische Unternehmen und hat über Partner weltweit Zugriff auf über 222 Mio. Unternehmen online. Die Daten fließen in unterschiedliche Bonitätsprodukte ein, die Unternehmen erwerben können. Dies in der Regel mit dem Ziel, auf Basis von validen Informationen sichere Geschäftsentscheidungen einzugehen. Das kann die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen mit einem neuen Partner sein oder auch die Festlegung von Zahlungsmodalitäten.

Was passiert mit den Angaben?

Viele Informationen wie etwa Bilanzdaten sind ohnehin öffentlich einsehbar und fließen automatisiert in die KSV1870 Datenbanken ein. Aber es gibt auch so genannte Info-Agents, die direkt mit Unternehmen in Kontakt treten, um Zahlen, Daten und Fakten zu aktualisieren und zu überprüfen. Umso mehr Informationen vorliegen, desto genauer kann die Einschätzung der Bonität erfolgen. Bonitätsrelevante Informationen werden im Rahmen der Ratingberechnung verdichtet und in Form des KSV1870 Rating mithilfe einer dreistelligen Kennzahl dargestellt. 

Was kann gefragt werden?

Nachdem viele Daten über Unternehmen automatisiert einfließen, werden im Rahmen von Recherchegesprächen nicht alle nachfolgenden Punkte abgefragt. Aber, der Vollständigkeit halber, könnten folgende Themenbereiche bei Gesprächen angeschnitten werden. 

  • Adresse und Angabe über Miete/Pacht/Eigentum
    • Gibt es weitere Standorte? (Filialen, Niederlassungen, Lager, Schauraum, Werk, etc.)
  • Kontaktdaten
    • Festnetz, Fax, Handy, E-Mail, Website
  • Tätigkeitsbereiche
    • Welche Tätigkeit wird im Unternehmen ausgeübt?
    • Wo liegt der Schwerpunkt des Unternehmens?
    • Aliasname: Gibt es eine freie Bezeichnung des Unternehmens?
    • Hat das Unternehmen  Tätigkeiten von einer anderen Firma übernommen? Gibt es ein Vorgängerunternehmen?
  • Beschäftigte
    • Wie viele Beschäftigte hat das Unternehmen?  
    • Eventuell: Wie viele Angestellte/Arbeiter/Lehrlinge/Teilzeitkräfte/geringfügig Beschäftigte sind tätig?
    • Welche Funktionsträger gibt es? Zum Beispiel: Leiter Rechnungswesen, Leiter Einkauf, Leiter Verkauf, Leiter Personal usw.
  • Firmenfahrzeuge
    • Wie viele Fahrzeuge gibt es? Wie viele davon sind geleast?
  • Bankhauptverbindung
    • Bei welchem Institut wird das Geschäftskonto für das Unternehmen geführt?
    • Mit welchem Bankinstitut arbeitet das Unternehmen zusammen? Wer ist die Hausbank?
    • Gibt es weitere Bankverbindungen?
  • Umsatz
    • Wie hoch ist der Jahresumsatz (netto; auch Richtwerte möglich) für das letzte Wirtschaftsjahr?
    • Welcher Umsatz wird für das aktuelle Jahr erwartet? Wie ist die Prognose (gleichbleibend, höher, geringer)?
  • Referenzen/Lieferanten
    • Bei welchen Firmen wird auf offene Rechnung gekauft?
    • Wer sind die Hauptlieferanten in Österreich?
  • Realbesitz
    • Gibt es einen Grundbesitz?
    • Wie ist die Adresse bzw. wie lautet die Einlagezahl und Katastralgemeinde  nennen?
  • Außenhandel
    • In bzw. aus welchen Ländern bzw. Regionen wird in- oder exportiert?
    • Wir hoch ist die Importquote bzw. Exportquote in %?
  • UID-Nummer (ATU + 8stellige Zahl)
    • Wie lautet die UID-Nr. (Umsatzsteueridentifikationsnummer)
  • Veränderungen
    • Sind Änderungen geplant wie etwa Rechtformänderung, Gesellschafterwechsel, Standortwechsel, andere Tätigkeitsbereichen, Bankenwechsel etc.?

Muss ich Auskunft geben?

Es gibt keine Verpflichtung, einer Wirtschaftsauskunftei Informationen weiterzugeben. Aber es liegt durchaus im Interesse des Unternehmens, dass Auskunfteien über aktuelle Daten verfügen. Denn fragt ein potenzieller Geschäftspartner eine Bonitätsauskunft ab, dann schafft es Vertrauen, wenn die Angaben richtig sind. Zudem ist es im Interesse des abgefragten Unternehmens, ein möglichst genaues KSV1870 Rating zu haben. Durch die Aktualisierung der Daten können die Auskunftspersonen die Bewertung des eigenen Unternehmens optimieren, aber auch Pläne und Erwartungen einfließen lassen. Tatsächlich gibt es sogar die Möglichkeit, mit dem eigenen KSV1870 Rating zu werben und zwar mit dem BonitätsLabel

Wer fragt über mich an?

Es kann sein, dass Wirtschaftsauskunfteien wie der KSV1870 routinemäßig Unternehmensdaten aktualisieren oder es gibt eine konkrete Anfrage, also ein Kunde oder Interessent möchte vom KSV1870 eine aktuelle Auskunft über das angefragte Unternehmen beziehen. Dies etwa, weil ein Betrieb eine Geschäftsbeziehung eingehen möchte oder das Unternehmen selbst möchte ein Auto leasen und die Leasingfirmen prüft daraufhin die Bonität. Auch Banken beziehen KSV1870 Informationen, wenn ein Unternehmen einen Kredit beantragt.  

Was passiert, wenn ich keine Auskunft gebe?

Dieser Sachverhalt fließt nicht in die Ratingberechnung ein. Aber gewisse aktuelle, auch positive Entwicklungen im Unternehmen können dadurch nicht berücksichtigt werden. 

Warum ist es sinnvoll Kreditauskunfteien Auskunft zu geben?

In der heutigen Zeit ist es nicht mehr möglich, als Unternehmen in der Wirtschaft sozusagen wie ein „U-Boot“ unerkannt zu agieren. Aufgrund der Digitalisierung und aufgrund von vielen öffentlichen Quellen (OpenData), die Informationen über Unternehmen enthalten, liegen Auskunfteien mit großer Wahrscheinlichkeit bereits Daten vor, wenn ein Info-Agent sich meldet. Vorausschauende Unternehmer nutzen diese Gelegenheit, um aktuelle Informationen zu teilen, mit dem Ziel, ein gutes KSV1870-Rating zu erhalten. Falls Dritte über den eigenen Betrieb abfragen, dann wissen die Unternehmer, dass auch jene Informationen, die dem Unternehmen wichtig sind, enthalten sind. Und letztlich geht es immer darum, Geschäftsbeziehungen zu ermöglichen. Viele Unternehmen kommen daher auch aktiv auf den KSV1870 zu und vereinbaren ein Rating-Gespräch.

Wer sollte im Unternehmen Auskunft geben?

Hier macht es für beide Seiten Sinn, den KSV1870 Anruf an einen Experten im Unternehmen weiterzugeben. Dies ist in der Regel der Leiter Finanzen oder die Geschäftsleitung.