Knapp zwei Drittel der Pleiten gehen auf das Konto des Managements

Die massiven wirtschaftlichen Belastungen zeigen sich auch in der Ursachenstatistik zu den Unternehmensinsolvenzen für das Jahr 2024. 

Wien, 15.07.2025 – 63,8 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen des Vorjahres sind auf operative und strategische Ursachen sowie persönliches Verschulden zurückzuführen. Das sind um sechs Prozentpunkte mehr als im Jahr 2023. Damit lässt sich der Großteil der Unternehmenszusammenbrüche auf Kompetenzprobleme im Management zurückführen. Der Löwenanteil entfällt mit 42,3 Prozent (+ 5,2 % gegenüber 2023) auf „operative Ursachen“ und betrifft insbesondere Finanzierungsschwächen, Liquiditätsprobleme und Absatzschwierigkeiten. Strategische Ursachen sind bei 11,5 % ein Thema und persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit schlagen bei 10 Prozent zu Buche. Weiters sind Gründungsfehler ein unverändert häufiger Faktor: Jedes fünfte insolvente Unternehmen macht bereits am Beginn seines Lebenszyklus schwerwiegende Fehler, die nicht mehr korrigierbar sind. Gleichzeitig sind „Unbeherrschbare Umstände“ (11,2 %) als Hauptgrund für eine Insolvenz deutlich seltener als in den Jahren zuvor. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle KSV1870 Analyse von rund 4.000 eröffneten Firmenpleiten des vergangenen Jahres. 

Eine schwächelnde Geschäftslage und eine maximal durchschnittliche Auftragslage haben in Kombination mit dem anhaltend hohen Kostenniveau viele Unternehmen im Jahr 2024 in große wirtschaftliche Turbulenzen gebracht. Rund 6.600 Betriebe mussten infolgedessen im Vorjahr Insolvenz anmelden. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es auf die fachliche Kompetenz im Management an. Insbesondere die Fähigkeit, auf komplexe Problemstellungen zu reagieren, ist gefragt. Das Anforderungsprofil an das Top-Management ist in Zeiten multipler Krisen ohne Zweifel hoch und dem konnten viele nicht entsprechen“, sagt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. 42,3 Prozent der Firmenpleiten im Vorjahr sind auf „operative Ursachen“ zurückzuführen – darunter fallen ganz besonders Finanzierungsschwächen und Liquiditätsprobleme (13,4 %), die gegenüber dem Jahr 2023 zugleich den größten Anstieg verzeichnen. „Bei vier von zehn Firmenpleiten werden mangelhaft gelöste Aufgaben im „daily business“ zur Hauptursache für den finanziellen Kollaps. Es fehlt das Handwerkszeug“, so Götze und ergänzt: „Absatz, Kosten, Finanzierungsschwächen und mangelnde systematische Planung/Controlling sind jene Knackpunkte, die dazu führen, dass der Fortbetrieb aufgrund mangelnder Liquidität nicht mehr sichergestellt werden kann. Hinzu kommt, dass häufig auch das notwendige Kapital fehlt, um Projekte zu finanzieren, die für eine erfolgreiche Zukunft essenziell wären.“ 

Strategische Fehler mehren sich 

Darüber hinaus sind „strategische Ursachen“ ebenfalls als Managementfehler zu werten. Diese waren im Vorjahr in 11,5 Prozent (+ 1,9 %) der Fälle ursächlich für eine Firmenpleite. Als häufigster Grund gilt hier die fehlende oder zu langsame Reaktion auf Marktveränderungen. Zudem ist das persönliche Verschulden seitens des Managements mit zehn Prozent (2023: 11,1 %) in etwa auf Vorjahresniveau. Die Vernachlässigung von klassischen Geschäftsführungsaufgaben und strafbare Handlungen sind in diesem Bereich die häufigsten Aspekte. 

Gründungsfehler für jede fünfte Pleite ursächlich 

Gründungsfehler (20 %) waren im vergangenen Jahr die zweithäufigste Insolvenzursache. Jede fünfte Unternehmensinsolvenz des Vorjahres war auf fehlendes branchenspezifisches Know-how bzw. fehlende betriebswirtschaftliche Kenntnisse (10,5 %), das Fehlen jeglicher Eignung, ein Unternehmen zu gründen (4,9 %) oder zu wenig Eigenkapital (4,6 %) zurückzuführen. „Um als Unternehmer erfolgreich zu sein, benötigt es nicht nur entsprechendes Fachwissen hinsichtlich der Unternehmensgründung und -führung, sondern auch detaillierte Expertise über die jeweilige Branche. Beides ist in der Praxis, neben der monetären Grundausstattung, häufig nicht immer ausreichend vorhanden“, so Götze. 

Unbeherrschbare Umstände deutlich reduziert 

Nachdem „unbeherrschbare Umstände“ in den vergangenen fünf Jahren – vorrangig aufgrund der Corona-Pandemie – teils deutlich über 20 Prozent lagen und im Jahr 2022 sogar einen Höchstwert von 28 Prozent erreicht hatten, zeigt die Entwicklung seit dem Jahr 2023 nach unten. Im Vorjahr waren „unbeherrschbare Umstände“ bei 11,2 Prozent aller Firmenpleiten der Hauptgrund. Gegenüber dem Jahr 2023 entspricht dieser Wert einem Rückgang von 7,8 Prozentpunkten. Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf die Kategorie „Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Terrorismus, Pandemien“, wo ein Minus von sieben Prozentpunkten auf nun 6,4 Prozent zu Buche schlägt. „Die Corona-Krise als Hauptursache für eine Firmenpleite ist bis auf einige wenige Einzelfälle de facto hinfällig und in Summe lediglich eine Randnotiz“, so Götze. 

KSV1870 Analyse zu den Insolvenzursachen Unternehmen 2023

 Insolvenzursachen Unternehmen 2024