Geld in Sicht

Die Geschäftslage der heimischen Unternehmen und das allgemeine Zahlungsverhalten könnten laut KSV1870 Trendstudie kaum besser sein. Die Zeichen stehen auf Wachstum.
 
Text: Sandra Kienesberger
 
In Österreich herrscht Konjunktur, so der allgemeine Tenor unter den Wirtschaftsforschern. Mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent brummt die Wirtschaft wie lange nicht – und das bestätigen auch die Befragungsergebnisse der KSV1870 Zahlungsmoral-Studie. 63 % der Befragten bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder sehr gut – ein Plus von 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Schlecht ist sie nur für 7 Prozent. Der Rest ist zufrieden. Dieser positive Trend zieht sich quer durch Österreich und ist bei Unternehmen aller Größen spürbar. Auffällig ist, dass die Zuversicht mit 79 Prozent bei großen Betrieben besonders ausgeprägt ist. Eine Erklärung dafür liefert der Bank Austria Konjunkturindikator. Darin heißt es, dass die Industrie und der Export die großen Wirtschaftstreiber sind, da beide vom globalen Aufschwung und der verstärkten Nachfrage profitieren.  
 
Auch die Umsätze heben ab. Die positive Einschätzung dürfte sich auch in harten Zahlen messen lassen: 48 Prozent der Studienteilnehmer berichten von steigenden Umsätzen (+ 8 %), wobei hier der mittleren Unternehmen ganz besonders profitiert. „Dieses Ergebnis ist für ein klassisches KMU-Land wie Österreich besonders positiv. Es ist wichtig, dass der Aufschwung nicht nur bei den großen Betrieben ankommt, sondern auch bei den vielen mittelständischen Betrieben, die viele Beschäftigte haben und sich in allen Regionen des Landes finden“, so Ricardo-José Vybiral, Geschäftsführer des Kreditschutzverband von 1870. Was die Aussichten bis Ende 2017 betrifft, so erwarten die Befragten keinerlei Abkehr vom Trend.
 
Rechnungen werden meist bezahlt. Die gute Zahlungsmoral rundet das positive Bild ab: 65 % der Umfrageteilnehmer stellen eine unverändert gute Disziplin im Zahlungsverhalten ihrer Firmenkunden fest. 14 % sprechen von einer Verbesserung (+ 3 %). Aktuell zahlen die Firmen ihre Rechnungen nach 29 Tagen. Mit dieser Performance rangieren die heimischen Betriebe im internationalen Vergleich auf Platz zwei. Überholt nur von Deutschland mit 25 Tagen. Auf Platz drei rangiert Schweden mit 30 Tagen durchschnittlicher Zahlungsdauer. Seit vielen Jahren zeigt sich der Trend, dass besonders die nordischen Ländern zu den außergewöhnlich zuverlässigen Zahlern zählen – je südlicher das Land, desto schwieriger wird es mit dem zeitnahen Bezahlen der Rechnungen.  Bei den Privatkunden ist das Bild solide wie eh und je: sie zahlen nach durchschnittlich 17 Tagen, wobei die Bundesländer kaum nur geringfügige Unterschiede aufweisen.

Firmenkunden Privatkunden  
30 (0) 18 (+1) Wien
29 (-1) 17 (0) Niederösterreich
30 (+1) 19 (+2) Oberösterreich
29 (-1) 17 (0) Kärnten
31 (-2) 16 (-1) Burgenland
31 (+1) 19 (0) Tirol
29 (-1) 19 (+1) Salzburg
29 (0) 16 (-1) Steiermark
31 (+3) 19 (+3) Vorarlberg
29 (0) 17 (0) Österreich

 

 

 


Gemeinden als Musterschüler. Besonders die Gemeinden stechen bei der heurigen Studie hervor. Sie begleichen ihre Verbindlichkeiten in manchen Bundesländern um bis zu sieben Tage schneller als im Vorjahr.

 

 

 

  Länder Gemeinden
Wien 37 (-2) 35 (-3)
Niederösterreich 37 (-2) 32 (-3)
Oberösterreich 36 (-6) 28 (-7)
Kärnten 40 (+1) 28 (-6)
Burgenland 35 (-4) 28 (-3)
Tirol 37 (+2) 28 (-3)
Salzburg 31 (-6) 24 (-7)
Steiermark 32 (-3) 28 (-3)
Vorarlberg 31 (-2) 27 (-1)
Österreich 36 (-1) 30 (-2)


Warum das Geld ausbleibt. Nur mehr ein knappes Drittel der Befragten (- 10 %) tippt darauf, dass Rechnungen vorsätzlich nicht bezahlt werden. Ein Liquiditätsengpass wird in diesem Jahr von 48 % Befragten, und damit viel seltener als im Vorjahr vermutet (- 11 %). Allerdings zeigt sich in diesem Zusammenhang, dass Größe offensichtlich Macht verleiht: 39 % der Gläubiger stellen fest, dass ihre großen Kunden tendenziell länger für die Bezahlung brauchen als ihre kleinen – und damit ihre Position als großer Player ausnützen. Doch das kann auch andere Gründe haben, denn mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer stellt der Verwaltung ihrer Schuldner kein gutes Zeugnis aus: 5 % mehr als 2016 vermuten Ineffizienz als Grund für verzögertes Zahlen. Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH, dazu: „Verzögerungen durch veraltete Administration schaden nicht nur den Gläubigern. Verspätete Zahlungen haben auch negative Auswirkungen auf das eigene Rating. Schon aus diesem Grund sollte man die internen Wege überprüfen und optimieren. Wir sehen in der Praxis, dass durch straffes Debitorenmanagement signifikante Quick Wins zu erzielen sind.“
 
Summa summarum. „Die österreichische Zahlungsmoral ist vorbildlich, als Resümee der Umfrage kann man sagen, dass aktuell 78 % der Firmenkunden ihre Verbindlichkeiten innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels begleichen. Diese Fairness im Umgang untereinander ist ein fixer Bestandteil funktionierender Geschäftsbeziehungen und eine Grundbedingung für den deutlich zu ortenden Aufschwung der Wirtschaft“, fasst KSV1870 Geschäftsführer Vybiral zusammen.

Diesen Artikel finden Sie im forum.ksv 4/2017.
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