Als KSV1870 haben wir mit vielen erfolgreichen Unternehmen zu tun, aber auch mit jenen, bei denen es weniger gut läuft oder gar die Insolvenz ins Haus steht. Wir haben die „Pros“ und „Cons“ analysiert und die fünf wichtigsten Learnings für nachhaltiges Wirtschaften identifiziert.
640.000 Unternehmen gibt es in Österreich, wobei wir heuer mit rund 7.000 Insolvenzen rechnen. Historisch betrachtet sind die Insolvenzzahlen hoch, aber ihnen stehen eben auch eine Vielzahl von Unternehmen gegenüber. Und ohne die aktuellen Probleme kleinreden zu wollen, gibt es zahlreiche Betriebe, die auch unter hohem Druck sehr gut wirtschaften. Und damit meine ich, dass sie professionell mit den Herausforderungen – von den Energiepreisen, über die erhöhten Finanzierungskosten bis hin zur Inflation – umgehen. Aus der Analyse dieser Vorzeigebetriebe, aber auch der Insolvenzen lernen wir, worauf es ankommt, um einen Betrieb über Jahrzehnte erfolgreich zu führen.
1. Kompetenz entscheidet
Sind die Zeiten gut, dann ist das Wirtschaften einfach. Dreht der Wind, dann trennt sich die Spreu vom Weizen – und das spiegelt auch unsere Analyse der Insolvenzursachen wider. Es sind nicht etwa Pech und externe Probleme vorrangig für Unternehmenszusammenbrüche verantwortlich – nein, es sind häufig Managementfehler. Laut KSV1870 Ursachenanalyse 2024 handelt es sich hierbei um einen Cluster aus operativen und strategischen Ursachen sowie persönliches Verschulden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten kommt es auf die fachliche Kompetenz im Management an. Insbesondere die Fähigkeit, auf komplexe Problemstellungen schnell zu reagieren, ist gefragt. Das Anforderungsprofil an das Top-Management ist in Zeiten multipler Krisen ohne Zweifel hoch und dem konnten in den vergangenen Jahren viele nicht entsprechen. Bei vier von zehn Firmenpleiten 2024 wurden mangelhaft gelöste Aufgaben im „daily business“ zur Hauptursache für den finanziellen Kollaps. Kurzum: immer wieder fehlt das Handwerkszeug. Schwächen hinsichtlich Absatz, Kosten und Finanzierung sowie mangelnde systematische Planung bzw. Controlling sind oft jene Knackpunkte, die dazu führen, dass irgendwann die Liquidität fehlt. Es lässt sich also schlussfolgern, dass eine Kombination aus Fachkenntnis, Innovationsgeist und Verantwortungsbewusstsein an der Unternehmensspitze unabdingbar ist, damit Betriebe langfristig erfolgreich sein können.
2. Sparen, aber auch rechtzeitig investieren
Herausfordernde Zeiten sind immer auch die Zeiten der Finanzchefs. Laut den Ergebnissen unseres aktuellen Austrian Business Checks reagiert eine Vielzahl der heimischen Betriebe auf die Kostenexplosionen der vergangenen Jahre mit Sparmaßnahmen, um weiterhin profitabel wirtschaften zu können. Die größten Hebel: Einsparungen bei Personalkosten und bei Investitionen. Ziel ist es häufig, aus den bestehenden Ressourcen das Maximum herauszuholen. Gleichzeitig tut sich aber die Frage auf, wie viel Optimierung Unternehmen noch vertragen, bevor Abstriche aufseiten der Qualität bzw. Mitarbeitereinsparungen zu weiteren Umsatzrückgängen führen. Denn langfristig drückt diese Strategie auf die Wettbewerbsfähigkeit. Ein gutes Management weiß, wann es an der Zeit ist zu investieren, um neues Wachstum zu ermöglichen. Aber nach mehreren Rezensionsjahren braucht es auch gezielte Wirtschaftsimpulse durch die Politik, um den Spielraum der Betriebe wieder zu vergrößern.
3. Risikomanagement ist ein Muss
Gerade weil die Insolvenzzahlen so hoch sind wie selten zuvor, sollte Risikomanagement im Unternehmen einen besonderen Fokus bekommen. Dies ist das Core-Business der KSV1870 Gruppe, die mit zahlreichen Services unterstützen kann. Gerade in Bezug auf die Geschäftsbeziehungen sollten sich Unternehmen aktuell keine Flanke aufmachen. Die Bonität zu prüfen, um Zahlungsfälle zu vermeiden, ist das Gebot der Stunde. Und nachdem die Wirtschaft sehr volatil ist, empfiehlt sich auch ein Monitoring der Geschäftspartner, um bei wichtigen Änderungen rasch reagieren zu können. Darüber hinaus ist jedes Unternehmen gut beraten, Rechnungen konsequent einbringlich zu machen und rasch zum Inkasso zu übergeben. Manche Kunden haben ganze Geschäftsprozesse an uns ausgelagert – von der Rechnung auf dem Briefpapier des Kunden bis zur KSV1870 Mahnung. Ein vergleichsweise neues Thema ist das sichere Onboarding von Kunden. Basierend auf Open Banking hat unsere Tochter FINcredible eine digitale Antragstrecke entwickelt, im Rahmen derer Kundendaten verifiziert (durch den Abgleich mit Kontodaten), SEPA-Mandate eingeholt und Haushaltsrechnungen erstellt werden. Durch diese Einsatzmöglichkeiten kann Betrug vermieden und analysiert werden, ob sich Anfragende Finanzierungen auch leisten können. Mehr dazu in einem eigenen Blog.
4. Offenheit für neue Themen
Es ist keine Binsenweisheit: Wer immer dasselbe macht, verliert irgendwann den Anschluss. Auch auf Seiten der Insolvenzen sehen wir, dass Neues Einzug halten muss, um weiterhin auf dem Markt relevant zu bleiben. Die Digitalisierung spielt dabei eine besondere Rolle, weshalb wir den Status quo im Rahmen unserer Austrian Business Check-Umfragen immer wieder erhoben haben. Das Ergebnis: Es gibt generell Aufholbedarf auf der einen Seite und auf der anderen Seite wird das Thema häufig reduziert auf die Einführung neuer IT-Programme. Auch das Thema AI bzw. deren Anwendung im Geschäftsbetrieb hat in der breiten Masse der Unternehmen kaum Relevanz. Auch wenn heute vielen Unternehmern klar ist, dass digitalisierte Prozesse die Zukunft sind, weil sie einerseits von den Kunden gefordert werden und andererseits helfen Kosten zu sparen, besteht hier noch Luft nach oben. Hinsichtlich der Investments würde ich mir ebenso mehr Engagement in Richtung Entwicklung neuer Geschäftsfelder wünschen.
5. Optimismus und Vertrauen gefragt
Natürlich möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass internationale Entwicklungen einen großen Einfluss auf die heimische Wirtschaft haben - ganz besonders die Industrie bzw. exportorientierte Betriebe. Die Zollthematik und die Unsicherheiten der Regierung Trump bringt viel Unruhe in die Märkte. Und für Österreich ist auch die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands ein erhebliches Problem. Doch, wie angeführt, gibt es auch viele Ansatzpunkte im Unternehmen selbst. Darüber hinaus bin ich ein Verfechter eines positiven Zukunftsbildes für Österreich. Wie sieht die Strategie für die Industrie aus, wie für den Wirtschaftsstandort, wie für die Energieproblematik? Vielen Unternehmern ist das nicht klar. Das drückt auf die Stimmung und macht defensiv. Genau jetzt braucht es also mehr Klarheit, damit der Optimismus und das Vertrauen in die Märkte zurückkehrt. Die Politik sollte hier zeitnah Antworten präsentierten, die über reine Kosmetik hinausgehen. Aktuell fehlt leider eine klare Fahrtrichtung.
Der Blogbeitrag ist in Kooperation mit der Kleinen Zeitung (Werbemarkt) entstanden.