Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH, über die Bonitätsentwicklung in Österreich.
Wie hat sich die durchschnittliche Bonität österreichischer Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt? Sehen Sie eine Verschlechterung in bestimmten Branchen?

Gerhard Wagner: Die durchschnittliche Bonität hat geringfügig nachgegeben. Es sind deutliche Verschlechterungen in einigen wichtigen Branchen bemerkbar. Besonders zu kämpfen haben der Handel, die Bauwirtschaft, die Industrie sowie Gastronomie und Hotellerie.
Welche wirtschaftlichen Faktoren beeinflussen derzeit die Bonität von Unternehmen am stärksten? Sind es eher Zinssteigerungen oder die schwächere Konjunktur?
Als Belastungen sind in erster Linie eine sinkende Auftragslage, rückläufige Umsatzentwicklung, Fachkräftemangel und auch weiterhin erhöhte Energiekosten, vor allem für die oben genannten Sparten, zu nennen. Natürlich wirken sich auch Zinssteigerungen negativ aus. Positiv ist zu vermerken, dass Lieferengpässe, mit Ausnahme in der Sparte Handel, zurückgegangen sind.
Banken und Investoren legen immer mehr Wert auf die Bonität eines Unternehmens. Welche Rolle spielt ein gutes Rating konkret bei der Kreditvergabe?
Im Rahmen der Bonitätsprüfung werden vom KSV1870 wichtige Parameter wie etwa Zahlungsverhalten, Umsatzentwicklung, Eigenkapitalquote, Eigentümerverhältnisse und Bilanzdaten erhoben und bewertet. Ein positives Rating stellt daher einen guten Indikator für Investoren und Banken in Bezug auf Kreditvergaben dar.
Welche häufigen Fehler machen Unternehmen, die zu einer Verschlechterung ihrer Bonität führen?
Hier sind eine sich sukzessive verschlechternde Zahlungsmoral mit hohen Außenständen und in weiterer Folge vorliegende Inkassi oder bereits gerichtliche Betreibungen zu nennen, weiters auch Bilanzverluste und eine geringe oder gar negative Eigenkapitalquote. Jeder der angeführten Punkte führt zu einer Bonitätsverschlechterung.
Welche konkreten Maßnahmen empfehlen Sie Unternehmen, um ihre Bonität langfristig stabil zu halten oder zu verbessern?
Die Absatzmärkte und das Kundenverhalten sind derzeit mehr denn je einem Wandel unterworfen. Für die Unternehmen gilt es, Kundenverhalten genau zu beobachten und zu analysieren, um bei Bedarf neue, an den Markt angepasste und nachgefragte Leistungen und Produkte anbieten zu können. Eine kompetente und transparente Liquiditätsplanung, das Aushandeln und Einhalten von Zahlungsvereinbarungen mit Lieferanten sind eine gute Möglichkeit für Unternehmen, Zahlungsengpässe oder -schwierigkeiten zu vermeiden. Wir empfehlen auch die fortlaufende Überwachung von Lieferanten und Kunden.
Welche Unterstützung kann der KSV1870 Unternehmen bieten, die ihre Bonität verbessern möchten?
Das KSV1870 BonitätsLabel bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner transparent und sichtbar auf die eigene Verlässlichkeit hinzuweisen. Damit wird für ein gutes Image, verbesserte Neukundengewinnung, Wettbewerbsvorteile und Vertrauen gesorgt. Für das Unternehmen bedeutet dies den großen Vorteil, die eigene Bonität nicht aus den Augen zu verlieren und gegebenenfalls bei Entwicklungen in eine ungünstigere Richtung sofort gegensteuern zu können. Der laufende Kontakt mit den Experten des KSV1870, um die Unternehmensdaten für das KSV1870 BonitätsLabel aktuell zu halten, ist dabei eine wertvolle Unterstützung. Im Zuge der regelmäßigen Überprüfungen werden Unterlagen des vergangenen Wirtschaftsjahres, Planungen für das laufende Wirtschaftsjahr, Zahlungsauskünfte der wichtigsten Lieferanten und Unbedenklichkeitsbescheinigungen in diese Aktualisierungen miteinbezogen.
Aus dem Magazin forum.ksv - Ausgabe 01/2025.