Insolvenzstatistik 2021

40 % aller Unternehmensinsolvenzen 2021 im 4. Quartal 

Trotz einer identen Zahl an Firmenpleiten wie im Vorjahr, sind die Passiva um fast die Hälfte gesunken.  

Wien, 10.01.2022 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzrechnung befindet sich die Zahl der Firmenpleiten in Österreich mit 3.034 Fällen (+/- 0 %) auf Vorjahresniveau. Das Minus gegenüber dem Jahr 2019 fällt mit 40 % weniger Insolvenzen hingegen massiv aus. Aber: Das 4. Quartal 2021 steht auch für eine Trendumkehr – nicht weniger als 40 % aller diesjährigen Firmenpleiten erfolgten in diesem Zeitraum. Das sind ähnlich viele wie im vierten Quartal 2019, womit sich erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise ein Quartalsergebnis auf „Vor-Krisen-Niveau“ bewegt. Eine ähnliche Entwicklung erwartet der KSV1870 für das Jahr 2022. Gleichzeitig sind die geschätzten Passiva um 42,4 % auf 1.761 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Weiters sind die Zahlen der betroffenen Dienstnehmer (- 39,3 %) und Gläubiger (- 29,4 %) rückläufig. 

„Wenn man von einer Trendumkehr sprechen möchte, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Blick auf die vergangenen Wochen zeigt sich deutlich, dass im Bereich der Unternehmen erstmals seit Beginn der Corona-Krise Quartalszahlen auf dem Tisch liegen, die ‚Vor-Krisen-Niveau‘ erreicht haben“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Zwischen Oktober und Dezember 2021 wurden österreichweit 1.220 Firmenpleiten gezählt – das sind 40 % aller diesjährigen Unternehmensinsolvenzen. Dieses Quartalsergebnis entspricht nicht nur etwa 2,5-mal so vielen Fällen wie im Vorjahr, sondern es wurde damit auch das „2019er-Niveau“ erreicht. Dass die Zahl der Firmenpleiten in Richtung Jahresende steigt, ist aufgrund zuletzt auslaufender Staatshilfen wenig überraschend – hinzu kommt, dass Gesundheitskassa und Finanzämter nun wieder Insolvenzanträge stellen. Dem gegenüber stehen Betriebe, die ihre Geschäftslage wesentlich optimistischer einschätzen. Demnach bewerten 65 % der befragten Betriebe ihre eigene Geschäftslage insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 zunehmend positiv. „Im Vergleich zum Frühjahr schätzt ein Fünftel der Unternehmen die eigene Geschäftssituation mit sehr gut oder gut ein. Ein Wert, der zuletzt im März 2020 noch vor der Pandemie erreicht wurde“, kommentiert Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO der KSV1870 Holding AG, die Ergebnisse des jüngsten Austrian Business Check des KSV1870. 

4. Quartal 2021: Branchenunterschiede unübersehbar
Während der Corona-Pandemie hat der KSV1870 darauf aufmerksam gemacht, dass Branchen in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung differenziert bewertet werden müssen – selbst innerhalb einer Branche kann es zu deutlichen Unterschieden kommen. Mit Fokus auf das 
4. Quartal 2021 bestätigt sich dieses Bild auch bei den Insolvenzen. Ein massives Plus (+ 75 %) verzeichnet die Bauwirtschaft – hier gibt es sogar um 9 % mehr Fälle als im vierten Quartal 2019. Der Bereich Verkehr/Nachrichtenübermittlung vermeldet für diesen Zeitraum viermal so viele Pleiten wie 2020 und etwa 25 % mehr Fälle als 2019. Deutlich weniger Pleiten gibt es in der holzverarbeitenden Industrie (2019: - 44 %) oder der Freizeitwirtschaft, die ein identes Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr und ein Minus von 31 % gegenüber 2019 vorweist.  

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Privatkonkurse leicht im Minus

Das 4. Quartal 2021 treibt die Privatkonkurse in die Höhe: 30,4 % aller eröffneten Schuldenregulierungsverfahren fallen in diesen Zeitraum.  

Wien, 10.01.2022 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzrechnung gab es in diesem Jahr 7.227 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren – das entspricht einem Minus von 1 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bedeutet das ein Minus von rund 24 % im Vergleich zum Jahr 2019. Obwohl es heuer eine annähernd idente Anzahl an Privatkonkursen wie im Vorjahr gibt, sind die Verbindlichkeiten deutlich gesunken – und zwar um 19,7 % auf 878 Mio. Euro. Das bedeutet, dass sich die durchschnittliche Schuldenhöhe pro Schuldner in diesem Jahr auf rund 121.000 Euro beläuft – im Jahr 2020 waren es 150.000 Euro.  

„Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren pro Woche ab Mitte September deutlich an Dynamik zugelegt haben“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Während es in Österreich nach den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres noch deutlich weniger Privatkonkurse als im Vorjahr gab, wurde dieses Minus seit Oktober in ein leichtes Plus umgewandelt. Vergleicht man das 4. Quartal 2021 mit jenem des Vorjahres, so fällt auf, dass in den letzten drei Monaten des Jahres rund 15 % mehr Privatkonkurse erfolgt sind. Gegenüber dem letzten „Normaljahr“ 2019 bedeuten diese Ergebnisse ein leichtes Minus von 4,6 %, womit erstmals seit der Corona-Krise für ein einzelnes Quartal „Vor-Krisen-Niveau“ erreicht wurde. 

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