EXPO 2025: Das können Unternehmen lernen

Von neuen Kundenerlebnissen über Kollaborationen bis zu Chancen am japanischen Markt: was kleine und mittlere Unternehmen von der Weltausstellung 2025 in Japan mitnehmen können. 

Text: Markus Mittermüller 

Über 28 Millionen Besucher, mehr als 160 teilnehmende Länder und 25 internationale Organisationen: Die noch bis 13. Oktober 2025 laufende EXPO im japanischen Osaka ist ein globales Großereignis, das internationale Entscheidungsträger aus verschiedensten Bereichen zusammenbringt. Und sie ist ein Schaufenster für Innovationen, die konkret und anwendbar sind. Der EXPO-Austria-Projektleiter Alf Netek und die österreichische Wirtschaftsdelegierte in Tokio, Christina Schösser, sehen darin wertvolle Impulse – vor allem für heimische KMU. Die gute Nachricht: Viele Learnings lassen sich auch mit kleinen Budgets umsetzen. Sechs zentrale Erkenntnisse. 

Österreich Pavillon bei Expo 2025
Österreich Pavillon bei der EXPO 2025

1. Kundenerlebnisse neu denken – digital und analog 

Virtuelle Showrooms, Virtual-Reality-Technologien oder digitale Zwillinge: Produkte, Dienstleistungen und Marken werden zunehmend digital erlebbar. „Digitale Präsentationen müssen künftig so gestaltet sein, dass sie Vertrauen schaffen und Kunden rasch zum Kauf bewegen“, erklärt Netek. Was das für KMU bedeutet? Kunden möchten nicht mehr nur sehen, sie wollen erleben – online und offline. Schon einfache Maßnahmen helfen: ein kurzes Erklärvideo auf der Website, ein QR-Code auf dem Produktetikett, eine kleine interaktive Demo im Schauraum. „Die Besucher erwarten sich heute nicht nur digitale Präsentationen, sondern auch spürbare Erlebnisse“, so Netek. Das schafft Nähe zur Marke, auch ohne großen Messeauftritt. 

Du kannst dich entscheiden, ob du die Welle mitreitest oder von ihr überrollt wirst.

 

 

 

 

 

 

2. KI und Automatisierung: klein anfangen, groß wirken 

Die EXPO zeigt, wie Künstliche Intelligenz und Robotik konkret eingesetzt werden, und zwar zur Effizienzsteigerung. Netek sieht darin eine Richtungsentscheidung: „Du kannst dich entscheiden, ob du die Welle mitreitest oder von ihr überrollt wirst.“ Für KMU heißt das nicht, sofort KI-Lösungen zu programmieren, aber: Prozesse analysieren, einfache Automatisierungstools nutzen (z. B. Chatbots, Lagerverwaltung, Terminbuchung), schrittweise lernen. Wer jetzt beginnt, baut Wettbewerbsvorteile auf, besonders in Zeiten von Personalmangel. Speziell der heimische Handel, Tourismus, die Gesundheitsbranche oder auch die Industrie können laut Netek davon profitieren. 

3. Nachhaltigkeit glaubwürdig leben – auch im Kleinen 

„Kreislaufwirtschaft ist eines der zentralen Themen. Nachhaltigkeit wird nicht nur gezeigt, sondern auch glaubwürdig erzählt und kreativ inszeniert“, betont Netek. Die EXPO macht vor, wie greifbar nachhaltiges Handeln sein kann: mit recycelten Materialien, transparenten Lieferketten oder ressourcenschonenden Produkten. KMU brauchen dafür keine Zertifizierungsflut. Es reicht, bei sich selbst anzufangen: regionale Partner wählen, Verpackung reduzieren, den Stromverbrauch senken. „Es gibt einfache ‚low hanging fruits‘, die mitzunehmen sind und die doppelt belohnt werden, weil der Kunde das schätzt“, so Netek. 

4. Der Mensch bleibt das Zentrum 

Technologie funktioniert nur, wenn sie Menschen hilft. Diese Erkenntnis zieht sich durch viele EXPO-Pavillons – von der Architektur über Smart Homes bis zur Pflege. „Technologie ohne sozialen Nutzen hat keinen wirklichen Wert für die Gesellschaft“, sagt Netek. Auf KMU umgemünzt: Der Kundennutzen muss klar erkennbar sein. Ist das digitale Tool wirklich eine Erleichterung? Ist der Online-Shop barrierefrei? Wird ein echtes Problem gelöst? Wer seine Produkte und Services menschenzentriert denkt, steigert Relevanz und Vertrauen. 

5. Kollaboration statt Alleingang: gemeinsam weiterkommen 

„Innovation hängt in Zukunft stark von Kollaboration ab – über Sektorengrenzen und Disziplinen hinweg“, so Netek. Die EXPO zeigt: Wer sich vernetzt, lernt schneller und entwickelt besser. Übersetzt bedeutet das: lokale Unternehmensnetzwerke, gemeinsame Projekte mit Universitäten, offene Innovationsplattformen oder Kooperationen mit Start-ups. „Wenn wir von Kollaboration sprechen, meinen wir mehr als eine klassische Kooperation. Es geht nicht nur darum, gemeinsam ein Projekt umzusetzen, sondern um echtes Miteinander – mit dem Wunsch, gemeinsam Lösungen zu entwickeln und voneinander zu lernen“, erklärt Netek. Christina Schösser ergänzt: „Japan zeigt, wie wichtig vertrauensvolle Partnerschaften sind, dort sind sie oft auf Lebenszeit angelegt. Auch in Österreich liegt großes Potenzial in langfristigen Verbindungen.“ 

6. Japan als Zielmarkt: langsamer Einstieg, stabile Partnerschaft 

Japan ist kein einfacher Markt, aber ein verlässlicher. „Wenn man in Japan einen Partner hat, dann ist das eine Partnerschaft auf Unternehmenslebenszeit und darüber hinaus“, betont Schösser. Für heimische KMU ist Japan besonders interessant in Bereichen wie Automatisierung, Robotik, Medizintechnik, nachhaltige Materialien, Mobilitätslösungen, Holzbau oder kulturelle Technologien. Auch Nischenanbieter mit hochwertigen, spezialisierten Produkten können punkten – vorausgesetzt, sie bringen Geduld mit. Denn: „Japan ist sehr hierarchisch, Englischkenntnisse helfen nur bedingt – man muss sich durch alle Ebenen durcharbeiten“, erklärt Schösser. Zudem bevorzugen viele japanische Unternehmen bekannte Importpartner oder Agenturen.“ Ihr Tipp: „Der erste Schritt sollte über die AußenwirtschaftsCenter der WKO laufen. Wir helfen, gezielt Kontakte herzustellen, und begleiten Unternehmen beim Markteintritt.“ 

Wichtig sind dabei: technische Exzellenz, ausführliche Unterlagen (ideal auf Japanisch) und eine gute Geschichte rund um das Produkt. Denn auch in Japan zählen – wie in Österreich – oft die Tradition und Persönlichkeit eines Familienbetriebs. Wer das glaubwürdig vermittelt, hat langfristig beste Chancen. 

Aus dem Magazin forum.ksv - Ausgabe 03/2025.