Insolvenzstatistik Unternehmen I.-III. Quartal 2009

Wien, 06.10.2009
Das Jahr 2009 bringt nach Jahren der rückläufigen Insolvenzzahlen einen ordentlichen Schub nach oben: die eröffneten Verfahren steigen zweistellig und die Zahl der Gesamtinsolvenzen ebenfalls. In den ersten 9 Monaten lag das Insolvenzgeschehen in Österreich damit um 10,5% über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, die eröffneten Verfahren sogar um 17,0%. Sieht man sich die Zahlen zum Halbjahr 2009 an, so lässt sich eine Abschwächung des Zuwachses erkennen - praktisch alle relevanten Veränderungszahlen lagen im Halbjahr deutlich darüber.

Veränderung ggü. 2008

1-9/09 1-6/09
Eröffnete Verfahren + 17,0% + 17,6%
Abgewiesene Konkurse +   3,7% +   1,2%
Gesamtinsolvenzen + 10,5% +   9,6%
Passiva + 45,0% + 81,8%
Dienstnehmer + 41,3% + 52,5%

Der befürchtete Insolvenz-Tsunami ist definitiv ausgeblieben, allerdings sprechen diese Zahlen doch eine beredte Sprache: Nach vielen Jahren der guten Konjunktur haben sich in der Wirtschaft Strukturdefizite und ineffiziente Bereiche in den Unternehmen angesammelt. Diese werden typischerweise in einem Wirtschaftsabschwung offensichtlich und führen zu Insolvenzen. Das ist naturgemäß nicht zwingend, da es auch Sanierungen außerhalb des Gerichtssaals gibt. Aber solche Sanierungen sind schwierig und oft auch gar nicht sinnvoll, vor allem dort nicht, wo Überkapazitäten eigentlich vom Markt genommen werden müssten. Wettbewerb bedeutet auch Verdrängung: die Guten werden größer - die Schlechten verlassen den Markt. Und umgekehrt. Würden die Schlechten den Markt nicht verlassen, wäre für die Guten kein Raum für Expansion.

Die Branchen im Vergleich
Nicht alle Branchen haben den Wirtschaftseinbruch gleich gespürt - nicht überall ist er mit der gleichen Geschwindigkeit angekommen. "Just-in-time"-Geschäfte sorgt natürlich für ein sofortiges Durchschlagen von Nachfragerückgängen. Daher darf es nicht verwundern, dass alles, was mit Auto und Maschinen zu tun hat, sofort von der Krise betroffen war, wogegen die Konsumseite der Wirtschaft (immerhin über 50% des Bruttoinlandsproduktes) noch gar nicht eingebrochen ist. Dennoch hat sich das Konsumverhalten geändert. Die Österreicher machen vermehrt im eigenen Land Urlaub und haben damit der Tourismusindustrie eine fast ausgeglichene Balance verschafft.

Insolvenzrechtsreform
In Angesicht dieser Entwicklung scheint die Reform des Unternehmensinsolvenzrechtes vom „Timing" her richtig zu kommen: Am 20. August 2009 hat das Justizministerium ein umfangreiches Konvolut "IRÄG 2009" zur Begutachtung ausgesendet. Die Begutachtungsfrist läuft am 30.9.2009 aus - die Novelle soll schon am 1. Jänner 2010 in Kraft treten. Erklärtes Ziel der Novelle ist die Senkung der Hemmschwelle für Unternehmer „in Not", Insolvenzanträge bei Gericht zu stellen.

Ausblick auf das Jahr 2009
Die Prognose vom Dezember 2008 lautete: 12% - 15% mehr Insolvenzen als im Jahr 2008. Derzeit steht das „Barometer" auf plus 10,5%. Selbst wenn es also einen „heißen Herbst" 2009 geben wird, kann davon ausgegangen werden, dass diese Prognose gehalten werden kann. Die Wirtschaft Österreichs erweist sich damit als einigermaßen robust, kommen doch jetzt schon laufend Nachbesserungen der Konjunkturprognose von den Wirtschaftsforschern.

Unternehmensinsolvenzen

I.-III. Quartal 2009
2009 2008 Veränderung
Eröffnete Insolvenzen 2.802 2.394 + 17,0 %
Mangels Masse abgewiesene Konkursanträge 2.393 2.307 + 3,7 %
Gesamtinsolvenzen 5.195 4.701 + 10,5 %

Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten

in EUR
2,9 Mrd. 2,0 Mrd. + 45,0 %

 

Den vollständigen Insolvenzkommentar sowie die Detailzahlen finden Sie hier im Download bereitgestellt.

Für den Inhalt verantwortlich:
Dr. Hans Georg Kantner, Leiter KSV Insolvenz

Insolvenzstatistik Unternehmen Erstes - Drittes Quartal 2009