Insolvenzstatistik 2021: auf Vorjahresniveau

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Mediengalerie: 

Die ganze Pressekonferenz im Stream zum Nachschauen.
Video-Statement Ricardo-José Vybiral
Video-Statement Karl-Heinz Götze

40 % aller Unternehmensinsolvenzen 2021 im 4. Quartal 

Hochrechnung: Trotz einer annähernd identen Zahl an Firmenpleiten wie im Vorjahr, sind die Passiva um rund die Hälfte gesunken.  


Wien, 15.12.2021 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung befindet sich die Zahl der Firmenpleiten in Österreich mit 3.048 Fällen (+ 0,5 %) auf Vorjahresniveau. Das Minus gegenüber dem Jahr 2019 fällt mit 39 % weniger Insolvenzen hingegen massiv aus. Aber: Das 4. Quartal 2021 steht auch für eine Trendumkehr – nicht weniger als 40 % aller diesjährigen Firmenpleiten erfolgten in diesem Zeitraum. Das sind ähnlich viele wie im vierten Quartal 2019, womit sich erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise ein Quartalsergebnis auf „Vor-Krisen-Niveau“ bewegt. Eine ähnliche Entwicklung erwartet der KSV1870 für das Jahr 2022. Gleichzeitig sind die geschätzten Passiva um 49,5 % auf 1.543 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Weiters sind die Zahlen der betroffenen Dienstnehmer (- 39,9 %) und Gläubiger (- 11,1 %) rückläufig. 

„Wenn man von einer Trendumkehr sprechen möchte, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Mit Blick auf die vergangenen Wochen zeigt sich deutlich, dass im Bereich der Unternehmen erstmals seit Beginn der Corona-Krise Quartalszahlen auf dem Tisch liegen, die ‚Vor-Krisen-Niveau‘ erreicht haben“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Zwischen Oktober und Dezember 2021 wurden österreichweit 1.234 Firmenpleiten gezählt – das sind 40 % aller diesjährigen Unternehmensinsolvenzen. Dieses Quartalsergebnis entspricht nicht nur etwa 2,5-mal so vielen Fällen wie im Vorjahr, sondern es wurde damit auch das „2019er-Niveau“ erreicht. Dass die Zahl der Firmenpleiten in Richtung Jahresende steigt, ist aufgrund zuletzt auslaufender Staatshilfen wenig überraschend – hinzu kommt, dass Gesundheitskassa und Finanzämter nun wieder Insolvenzanträge stellen. Dem gegenüber stehen Betriebe, die ihre Geschäftslage wesentlich optimistischer einschätzen. Demnach bewerten 65 % der befragten Betriebe ihre eigene Geschäftslage insbesondere im zweiten Halbjahr 2021 zunehmend positiv. „Im Vergleich zum Frühjahr schätzt ein Fünftel der Unternehmen die eigene Geschäftssituation mit sehr gut oder gut ein. Ein Wert, der zuletzt im März 2020 noch vor der Pandemie erreicht wurde“, kommentiert Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO der KSV1870 Holding AG, die Ergebnisse des jüngsten Austrian Business Check des KSV1870. 

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Privatkonkurse leicht im Plus

Hochrechnung: Das 4. Quartal 2021 treibt die Privatkonkurse in die Höhe: 31,4 % aller eröffneten Schuldenregulierungsverfahren fallen in diesen Zeitraum.  


Wien, 15.12.2021 – Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung gab es in diesem Jahr 7.330 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren – das entspricht einem Plus von 0,4 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig bedeutet das ein Minus von rund 23 % im Vergleich zum Jahr 2019. Obwohl es heuer eine annähernd idente Anzahl an Privatkonkursen wie im Vorjahr gibt, sind die Verbindlichkeiten deutlich gesunken – und zwar um 15,6 % auf 922 Mio. Euro. Das bedeutet, dass sich die durchschnittliche Schuldenhöhe pro Schuldner in diesem Jahr auf rund 125.000 Euro beläuft – im Jahr 2020 waren es 150.000 Euro.  

„Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren pro Woche ab Mitte September deutlich an Dynamik zugelegt haben“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz. Während es in Österreich nach den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres noch deutlich weniger Privatkonkurse als im Vorjahr gab, wurde dieses Minus seit Oktober in ein leichtes Plus umgewandelt. Vergleicht man das 4. Quartal 2021 mit jenem des Vorjahres, so fällt auf, dass in den letzten drei Monaten des Jahres rund 22 % mehr Privatkonkurse erfolgt sind. Gegenüber dem letzten „Normaljahr“ 2019 bedeuten diese Ergebnisse ein marginales Minus von 0,17 %, womit erstmals seit der Corona-Krise für ein einzelnes Quartal „Vor-Krisen-Niveau“ erreicht wurde. 

Privatpersonen sind krisenresistent 

Das aktuelle Gesamtergebnis spricht eindeutig für die generelle Krisenstabilität von Privatpersonen. Denn abseits der aktuellen Insolvenzzahlen fällt auf, dass einerseits die seit Jahren auf einem hohen Niveau befindliche Zahlungsmoral von Privaten auch heuer erhalten blieb und darüber hinaus im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Zahlungsstörungen zu verzeichnen sind. „Die jüngsten Entwicklungen bestätigen unsere Einschätzung. Die Corona-Krise ist in den seltensten Fällen der Grund für nachhaltige Zahlungsschwierigkeiten oder gar einen Privatkonkurs. Die Menschen haben insbesondere während der Pandemie gelernt, mit ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten hauszuhalten“, so Mag. Ricardo-José Vybiral, MBA, CEO der KSV1870 Holding AG. Gründe dafür liegen in der nach wie vor bestehenden finanziellen Unsicherheit, weniger Jobwechsel und einem erhöhten Sparaufkommen aufgrund geringerer Konsummöglichkeiten. 

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