Prüfungstagsatzung am 24.01.2025 beim Landesgericht Ried
Am 29.11.2024 wurde über das Vermögen der KTM AG, Stallhofner Straße 3, 5230 Mattighofen ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet.
Am 24.01.2025 hat beim Landesgericht Ried die Allgemeine Prüfungstagsatzung stattgefunden.
Rund 1.200 allgemeine Gläubiger (Lieferanten, Banken) haben Insolvenzforderungen in Höhe von rund EUR 2,2 Mrd. angemeldet - davon EUR 1,7 Mrd. Finanzgläubiger - die vom Sanierungsverwalter Mag. Peter Vogl geprüft wurden. Im gerichtlichen Anmeldungsverzeichnis sind rund EUR 1,6 Mrd. dieser Gläubigerforderungen als anerkannt und festgestellt eingetragen. Ein Volumen von rund EUR 500 Mio. wurde vom Sanierungsverwalter vorläufig bestritten.
Insbesondere wurden vorläufig die angemeldeten „Intercompany“-Forderungen sowie die geltend gemachten Aus- und Absonderungsansprüche und Schadenersatzforderungen der Lieferanten bestritten. Diese Forderungen werden noch vertiefend geprüft werden. Aktuell werden die vorliegenden Produktionspläne überarbeitet und wird bis Mitte Februar 2025 geklärt sein, in welche Projekte und Verträge die Schuldnerin eintritt. Im Anschluss werden die tatsächlich eingetretenen Schadenersatzforderungen vom Sanierungsverwalter als teilnahmeberechtigt für die Quotenausschüttung anerkannt werden.
Zusätzlich haben Dienstnehmer Forderungen in der Höhe von rd. EUR 12,7 Mio. angemeldet, welche mit einem Betrag von rd. EUR 12,6 Mio. vom Sanierungsverwalter anerkannt wurden. Bei Insolvenzeröffnung waren etwa 2.500 Dienstnehmer bei der KTM AG beschäftigt, infolge von Kündigungen und Austritten sind aktuell knapp 2.000 Dienstverhältnisse aufrecht.
Was die gesamte KTM-Gruppe betrifft, so hat diese Ende 2023 rund 6.000 Mitarbeiter gezählt – aktuell sind es 4.400 Beschäftigte.
Beim Insolvenzgericht langt laufend eine Vielzahl nachträglicher Forderungsanmeldungen von betroffenen Gläubigern ein, deren Ausmaß noch nicht konkret beziffert werden kann. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass die Höhe der Forderungen noch steigen wird.
Die Liquidität ist laut Bericht des Sanierungsverwalters aktuell gesichert durch eine Rückabwicklung einer Immobilientransaktion sowie laufende Zahlungszuflüsse aus den Unternehmen der Vertriebstöchter. Es ist geplant, die derzeit stillgelegte Produktion ab 17.03.2025 schrittweise wieder hochzufahren.
Zu den Insolvenzgründen lässt sich festhalten, dass eine insgesamt rückläufige Nachfrage, hohe Lagerbestände und ein steigender Fremdkapitalbedarf zentrale Insolvenzursachen darstellen.
Erklärtes Ziel der KTM-Gruppe ist es, einen Investor zum Einstieg in das lebende Unternehmen zu gewinnen. Auf Eigentümerebene laufen seit mehreren Wochen intensive Gespräche – dadurch soll der Fortbestand des Unternehmens gesichert werden.
„Aus Gläubigersicht sind ein Investoreneinstieg und die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des Unternehmens würden die Gläubiger eine deutlich niedrigere Quote erhalten“, resümiert Karl-Heinz Götze vom KSV1870 und ergänzt: „Bei einer Schließung würden bedeutend mehr Arbeitsplätze verloren gehen, was in weiterer Folge für die gesamte Region massive negative Auswirkungen hätte.“
Sachverständige sind beauftragt, das bewegliche Anlage- und Umlaufvermögen zu schätzen, entsprechende Gutachten liegen noch nicht vor.
Am 25.02.2025 werden die Gläubiger der KTM AG mit ihren angemeldeten und anerkannten Forderungen über den angebotenen 30 %-igen Sanierungsplan verhandeln und abstimmen. Von Investoren wurden im Zuge der heutigen Prüfungstagsatzung positive Signale hinsichtlich der 30%-Quote gesandt.
„Beim Insolvenzverfahren der KTM-Gruppe handelt es sich um die bislang größte eröffnete Insolvenz in Oberösterreich“ berichtet Petra Wögerbauer vom KSV1870 Linz. Sollte die Sanierung der KTM AG scheitern, wären aufgrund der vollständigen Abhängigkeit auch die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH wirtschaftlich nicht überlebensfähig.
Weitere Insolvenzen innerhalb der KTM-Gruppe:
Über die Schwestergesellschaft der Schuldnerin, die Avocodo GmbH wurde am 07.01.2025 am Landesgericht Linz ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Die Avocodo GmbH stellt Software-Dienstleistungen für die KTM-Gruppe zur Verfügung, insbesondere für den Betrieb und die Wartung des weltweiten Händlersystems mit rund 4.000 Händlern.
Über eine weitere Schwestergesellschaft der Schuldnerin, die PIERER E-Commerce GmbH wurde am 07.01.2025 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Reid eröffnet. Die PIERER E-Commerce GmbH betreibt die Webseiten für Endkunden und Händler der Schuldnerin.
Linz, 24.01.2025
Rückfragenhinweis:
Mag. Petra Wögerbauer
Leiterin KSV1870 Region Nord
Kaisergasse 16b, 4020 Linz
T +43 (0) 50 1870-4031
M +43 664 20 39 278
E-Mail: insolvenz.linz@ksv.at
MMag. Karl-Heinz Götze, MBA
Leiter Insolvenz
Kreditschutzverband von 1870
Wagenseilgasse 7, 1120 Wien
T +43 (0) 50 1870-8470
F +43 (0) 50 1870-99-8470
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