KSV1870 legt aktuelle Insolvenzstatistik der ersten drei Quartale 2013 vor:


Hier geht's zu den finalen Zahlen:

Insolvenzstatistik Unternehmen und Private I.-III. Quartal 2013
 

 

Wien, 24.09.2013

UNTERNEHMENSINSOLVENZEN I.-III. QUARTAL 2013

In den ersten neun Monaten wurden hochgerechnet 2.405 Insolvenzverfahren über österreichische Unternehmen eröffnet: Minus 7,7 % oder 201 Fälle in 9 Monaten. Gleichzeitig führten Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner in weiteren 1.654 Fällen nicht zu eröffneten Verfahren, das ist ein Minus von 10,6 % oder 196 Fällen. In Summe waren 4.059 Unternehmen insolvent. Das ist der niedrigste Wert seit 2001. Gleichzeitig aber ein Rekord bei den Passiva mit EUR 5,7 Mrd. und bei den Beschäftigten mit 27.200 betroffenen Dienstnehmern.

Rekorde auf beiden Seiten: besonders viel - besonders wenig.
Mit der Insolvenz der Alpine Gruppe rückt dieses Jahr an die Spitze der Insolvenzstatistik der Nachkriegszeit in Österreich. Dennoch zeigt es einige Aspekte, die damit in Widerspruch zu stehen scheinen: Die Zahl der eröffneten Verfahren liegt fast 8 % unter dem Vorjahr und die aller Unternehmensinsolvenzen sogar etwa 9 % darunter.

Die konjunkturelle Einbettung:
Österreich profitiert von einer Kombination solider Wirtschaftspolitik und produktiver mittelständischer Wirtschaftsstruktur gleichermaßen und nimmt in europäischen Rankings durchaus achtbare Plätze ein. Doch die Herausforderungen sind gegenwärtig und werden nicht kleiner.

Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner: "Die Insolvenz der Alpine Bau-Gruppe ist auf Managementfehler oder besser gesagt Managementversagen zurückzuführen, und nicht auf die allgemeine konjunkturelle Lage. Daraus aber den Schluss zu ziehen, es wäre ohnehin alles im grünen Bereich, wäre vollkommen verfehlt. Manche Prüfungen stehen uns noch bevor. Der niedrigste Insolvenzwert innerhalb von 12 Jahren (Stand jeweils September) bestätigt aber auch die Richtigkeit der Politik in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts: Entstaatlichung, Deregulierung und Beitritt zum großen europäischen Wirtschaftsraum."

Unternehmensinsolvenzen I.-III. Quartal 2013 2013 2012 Veränderung
Eröffnete Insolvenzen 2.405 2.606 - 7,7 %
Nichteröffnete Insolvenzverfahren (mangels kostendeckenden Vermögens) 1.654 1.850 - 10,6 %
Gesamtinsolvenzen 4.059 4.456 - 8,9 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR(inkl. Alpine Bau GmbH mit 3,5 Mrd. Passiva) 5,7 Mrd. 2,2 Mrd. + 159,1 %

Den vollständigen Kommentar sowie die Insolvenzzahlen im Detail finden Sie im Download zur Verfügung gestellt.


PRIVATINSOLVENZEN I.-III. QUARTAL 2013

In den ersten 9 Monaten wurden in Österreich hochgerechnet 6.888 Schulden-regulierungsverfahren eröffnet. Das waren an jedem der 187 gerichtlichen Arbeitstage fast 37 Personen, ein Minus von etwa 5 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2012.

Die Schulden dieser Konkursanten betrugen EUR 839 Mio., ein Minus von über 8 % gegenüber 2012. Damit wurden die Schulden pro Fall geringer und betragen nun linear durchgerechnet EUR 122.000,- pro Fall. Ein Viertel der Schuldner waren vormals Unternehmer und bringen zum Teil erhebliche unternehmerisch entstandene Schulden ins Verfahren, daher ist diese durchschnittliche Verschuldung deutlich zu relativieren: Die „echten" Privaten haben Schulden von durchschnittlich EUR 56.500,-, ein Betrag, der sich. von Jahr zu Jahr nicht dramatisch ändert. Dagegen spielen die Schulden ehemals Selbstständiger eine bedeutende Rolle: Sie betrugen zuletzt durchschnittlich knapp unter EUR 300.000,- pro Fall, können aber in einzelnen Jahren extrem nach oben schnellen, je nach Häufung größerer Fälle von ehemals als Einzelunternehmer tätigen Schuldnern.

Bundesländer im Vergleich:
Im dritten Quartal 2012 gab es noch eine Stagnation auf dem Niveau von 2011, wobei rückläufige und noch wachsende Bundesländer einander die Waage hielten (Saldo minus 0,3 %). Nun jedoch liegt ein Gesamtrückgang von über 5 % vor und nur noch zwei kleinere Bundesländer verzeichnen Zuwächse. Diese Rückgänge, noch dazu nahezu österreichweit, sind in dieser Form erstmalig seit dem 1.1.1995, als der Privatkonkurs in Österreich aus der Taufe gehoben wurde. Der Privatkonkurs dürfte mehr als 18 Jahre nach seiner Einführung einen - zumindest mittelfristigen - Zenit erreicht haben.

Privatkonkurse I. - III. Quartal 2013 2013 2012 Veränderung
Eröffnete Schuldenregulierungsverfahren 6.888 7.257 - 5,1 %
Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten in EUR 839 Mio. 915 Mio. - 8,3 %


Die Gründe für den Rückgang sowie die Detailzahlen finden Sie im Download zur Verfügung gestellt.

Für den Inhalt verantwortlich:
Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz